Häufig gestellte Fragen zum Bauchhirn


Was ist das Bauchhirn?

Das Bauchhirn oder auch enterische Nervensystem ist ein Geflecht aus Nervenzellen, welches sich in den Wänden des Magen-Darm-Trakts befindet.

Welche Aufgaben hat das Bauchhirn?

Das Bauchhirn ist für die Regulation der Verdauung (Nahrungstransport, Durchblutung, Verdauungssaftsekretion) zuständig.

Wie stehen Bauchhirn und Gehirn in Verbindung?

Das Bauchhirn arbeitet größtenteils autonom. Trotzdem besteht ein ständiger Informationsfluss zwischen den beiden Instanzen. Daher gibt es die Vermutung, dass das Bauchhirn womöglich auch Einfluss auf das Gehirn nimmt.

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Stress und dem Bauchhirn?

Dass die Psyche die Verdauung beeinflussen kann, ist unumstritten. Bei psychischer Anspannung wird die Verdauung gehemmt, was Verdauungsleiden wie Blähungen, Durchfall oder Bauchschmerzen auslösen kann.

Definition: Was ist das Bauchhirn?


Der Begriff Bauchhirn (oder Darmhirn) beschreibt umgangssprachlich das sogenannte enterische Nervensystem (ENS), welches für die Kontrolle des Verdauungsprozesses zuständig ist.2 Es zählt zum vegetativen Nervensystem und befindet sich als dünnes Netz in den Wänden des Darm-Trakts. Das Bauchhirn besteht aus einem riesigen Geflecht von über 100 Millionen Nervenzellen (Neuronen).2 Dieses unterteilt sich in zwei große Bereiche:   

  • Auerbach-Plexus 
  • Meissner-Plexus1 

Zu den Aufgaben des Bauchhirns und der weiteren Magennerven zählen unter anderem: 

  • die Regulierung der Darmbewegungen (Darmmotilität) und dadurch der Nahrungstransport 
  • die Beeinflussung der Durchblutung von Verdauungsorganen 
  • die Koordination der Sekretion von Verdauungssäften 

Das Bauchhirn funktioniert weitestgehend unabhängig und autonom (benötigt keine Anweisungen des Gehirns), unterliegt dabei allerdings den Einflüssen des sympathischen und parasympathischen Nervensystems.2 

Hintergrundwissen: Unterscheidung der Nervensysteme

Das menschliche Nervensystem besteht aus zwei Teilen: Dem zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) und dem peripheren Nervensystem (alle Nerven außerhalb des Gehirns und Rückenmarks). Experten unterteilen das periphere Nervensystem weiterhin in das somatische und das vegetative Nervensystem. Das somatische (willkürliche) Nervensystem ist für bewusste Reaktionen (wie motorische Bewegungen von Armen und Beinen) zuständig. Das vegetative (autonome) Nervensystem reguliert dagegen automatisch ablaufende Vorgänge im Körper, die wir nicht bewusst beeinflussen können, wie Herzschlag, Stoffwechsel oder Atmung.

Das vegetative Nervensystem lässt sich wiederum in drei Teile untergliedern. Dazu gehören

  • das sympathische Nervensystem (Sympathikus), mit seiner aktivierenden und leistungssteigernden Wirkung,
  • das parasympathische Nervensystem (Parasympathikus), welches für Ruhe und Erholung sorgt, und
  • das enterische Nervensystem, das für die Verdauung zuständig ist.1

Sympathikus und Parasympathikus wirken als abgestimmte Gegenspieler – nach jeder Anstrengung folgt eine Erholungsphase. Gemeinsam nehmen sie zudem über spezielle Nervenfasern (umgangssprachlich auch Magennerven) Einfluss auf die Arbeit des Bauchhirns beziehungsweise des Magen-Darm-Trakts.

Darm-Hirn-Achse: Verbindung zwischen Bauch und Psyche


Das ENS steht durch den Hirnnerven Nervus vagus in ständiger Verbindung mit dem Gehirn.3 So findet ein ununterbrochener Austausch von Informationen zwischen Gehirn und Bauch – und umgekehrt – statt.Dabei haben Wissenschaftler entdeckt, dass 90 Prozent dieser Informationen vom Darm zum Gehirn laufen – nur 10 Prozent in die andere Richtung.4 Das Gehirn ist also bestens über Vorgänge in Magen und Darm informiert. Zwar treffen wir Entscheidungen immer noch mit dem Kopf und nicht „aus dem Bauch heraus“, trotzdem besteht die Möglichkeit, dass das enterische Nervensystem das Handeln und die Gefühlswelt beeinflusst.

Gedächtnisfunktion des Bauchhirns 

Das Bauchhirn selbst scheint eine gewisse Lernfähigkeit zu besitzen. Bereits Erfahrungen aus früher Kindheit können durch das Bauchhirn gespeichert und mit vegetativen Reaktionen verknüpft werden.5  

Wer zum Beispiel schon als Kind bei Schulprüfungen oft Durchfall hatteneigt dazu auch im Erwachsenenalter während Stresssituationen. Zudem sollen sich funktionelle Verdauungsleiden (wie ein Reizmagen oder Reizdarmsyndrom) teilweise auf Erinnerungsspuren des Bauchhirns zurückführen lassen, wie sie durch große psychische Belastungen entstehen können.5 

Wie wirkt sich Stress auf den Magen und die Magennerven aus?


Fast jeder kennt wohl Redewendungen wie „das schlägt mir auf den Magen“ oder „das bereitet mir Bauchweh“ – tatsächlich besitzen diese Sprichwörter einen wahren Kern.  

Bei Stress versetzt die Ausschüttung verschiedener Hormone (beispielsweise Adrenalin und Kortisol) den Körper in Alarmbereitschaft. Der Sympathikus wird aktiviert, was unter anderem einen beschleunigten Herzschlag und eine erhöhte Atemfrequenz zur Folge hat. Unter Einfluss des Sympathikus veranlasst das Bauchhirn eine Verlangsamung der Verdauung, da diese in Notsituationen zweitrangig ist und die Energie in anderen Bereichen benötigt wird.5 Lässt der Stress nach, ist der Parasympathikus an der Reihe und sorgt dafür, dass der Körper sich entspannt und die Verdauung wieder in die Gänge kommt.  

Problematisch wird dieser Ablauf, wenn Betroffene unter ständiger Anspannung leiden – der Sympathikus das ENS ununterbrochen beeinflusst und der Parasympathikus als Gegenspieler fehlt. Die Verdauung verlangsamt sich dauerhaft beziehungsweise ist gestört. Beschwerden wie Bauchweh oder Verstopfung können dann entstehen. Da manche Stresshormone die Aufnahme von Wasser im Darm hemmen, kann es trotz der verlangsamten Verdauung zu Durchfall kommen. Zudem reagiert der Körper bei Stress manchmal mit Durchfall, da er sich so schnell der Nahrung entledigen kann und wichtige Energie – die ansonsten für die Verdauung nötig wäre – einspart.  

Wie lässt sich das Bauchhirn positiv beeinflussen? 

Um gegen psychisch bedingte Verdauungsleiden anzugehen, ist es in erster Linie wichtig, Stress, Sorgen oder Ängste abzubauen. Dazu können Entspannungstechniken, wie Yoga oder Meditation, aber auch professionelle Hilfe in Form einer Psychotherapie sinnvoll sein. Durch die Entspannung kann der Parasympathikus seinen beruhigenden und regenerierenden Effekt auf das Bauchhirn entfalten. Das ist wiederum wichtig für eine gesunde, beschwerdefreie Verdauung.   

Ständige psychische Anspannung kann unter Umständen auch Mikroentzündungen im Bereich der Nervenfasern begünstigen. Die dadurch gereizten Magennerven zeigen sich möglicherweise in Symptomen wie  

Neben Stressabbau helfen pflanzliche Mittel (zum Beispiel mit Pfefferminze und Kümmel) dabei, den gereizten Magen zu beruhigen. Achten Sie zudem darauf, magenschonende Nahrung (Gemüsesuppen, Zwieback) zu essen. Bleiben die Beschwerden über längere Zeit bestehen, sollten Sie einen Arzt zur genaueren Abklärung beziehungsweise dem Ausschluss von ernsteren Erkrankungen aufsuchen.

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Pauline Zäh Bereits als Kind wusste Pauline Zäh, dass sie einmal Redakteurin werden wollte. Lesen und Schreiben waren schon immer ihre großen Leidenschaften. Während des Journalismus-Studiums spezialisierte sie sich im Bereich Medizin. Für sie ein besonders wichtiges Feld, denn Gesundheit geht jeden etwas an. Von 2019 bis 2021 war sie Teil von kanyo®. Pauline Zäh Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1 Iburg, Anne/Kruis, Wolfgang: Schluss mit Reizdarm. Stuttgart: TRIAS Verlag 2008. o.S.
  • 2 Khaschei, Kirsten: Magen und Darm. Beschwerden heilen, lindern, vermeiden. Berlin: Stiftung Warentest 2013. S.29.
  • 3 Axt-Gadermann, Michaela: Schlau mit Darm. München: Südwest Verlag 2016. S. 17.
  • 4 Pharmazeutische Zeitung online: Bauchhirn: Der Darm am Steuer. URL: https://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-022016/der-darm-am-steuer/ - Stand (23.07.2020)
  • 5 Schaenzler, Nicole: Magen & Darm natürlich behandeln. München: Gräfe und Unzer Verlag GmbH 2016. S. 27.