Was sind Bauchkrämpfe bei Kindern?


Bauchschmerzen begleiten dann und wann jedes Kind und müssen nicht immer auf eine Krankheit hindeuten. Auch wenn Eltern Bauchschmerzen natürlich immer ernst nehmen sollten – meist verschwinden sie nach einem Fenchel- oder Kamillentee und ausgiebigem Kuscheln mit Mama oder Papa von selbst. Starke Bauchkrämpfe hingegen können ein Anzeichen für verschiedene lebensgefährliche Krankheiten sein.

Sie erkennen, dass Ihr Kind unter Bauchkrämpfen leidet, wenn:

  • die Schmerzen so heftig sind, dass das Kind sich zusammenkrümmt
  • das Kind nicht mehr laufen möchte
  • es blass und apathisch ist, mit tief liegenden Augen

Bauchkrämpfe treten meist ganz plötzlich auf und können auch schubweise verlaufen. Gehen Sie mit Ihrem Kind bei starken Bauchkrämpfen sicherheitshalber zum Arzt.

Schmerzen in den kleinsten Bäuchen: Bauchkrämpfe beim Baby


Wenn das Baby untröstlich weint, dabei die Beine anzieht oder ruckartig mit beiden Beinen tritt, quälen es womöglich Bauchkrämpfe. Insbesondere in den ersten drei Lebensmonaten sind Bauchkrämpfe beim Baby keine Seltenheit. Etwa jedes dritte Neugeborene leidet unter den sogenannten Dreimonatskoliken. Die genauen Ursachen dafür sind noch nicht geklärt, und es ist auch nicht nachgewiesen, ob tatsächlich immer Bauchkrämpfe für die Schreiattacken verantwortlich sind, oder ob es sich auch um entwicklungsbedingte Schmerzen oder Stressabbau handeln könnte. Für die Eltern eines Schreibabys sind die ersten zwölf Wochen oft sehr schwierig. Aber die gute Nachricht ist: Es handelt sich hier nicht um eine ernste Krankheit und die Koliken verschwinden um den dritten Lebensmonat herum von selbst.

Dennoch sollten Eltern mit einem Säugling, der extrem viel schreit und den Eindruck macht, dass er Schmerzen hat, vorsorglich zum Arzt gehen. Bauchkrämpfe beim Baby können nämlich auch Folge von

  • Verletzungen während der Geburt,
  • einer Darmeinstülpung,

Diese Notfälle sollten schnellstmöglich behandelt werden, bevor es zu Komplikationen kommt.

Bauchkrämpfe bei älteren Kindern


Ist das Kind älter als drei Monate, haben Bauchkrämpfe meistens eine ernsthafte Ursache. Allerdings ist das Schmerzempfinden bei jedem Kind unterschiedlich. Das macht es nicht gerade leicht, zu erkennen, ob es sich um Bauchschmerzen aufgrund vorübergehender Verdauungsprobleme handelt oder um einen Notfall. Im Zweifel sollten Eltern immer einen Arzt aufsuchen oder in die Notaufnahme fahren, wenn das Kind über starke Bauchkrämpfe klagt. Denn es gibt einige Krankheiten, bei denen schnelles Handeln lebenswichtig ist.

Blinddarmentzündung

Zu den häufigsten Ursachen für Bauchkrämpfe bei größeren Kindern gehört ein entzündeter Blinddarm. Der Blinddarm ist ein blind endender Teil des Dickdarms, der sich direkt am Übergang zum Dünndarm befindet. Diese sackartige Ausstülpung kann sich entzünden, wenn Kot hineingelangt, weil der Darm aufgrund von Verengungen oder Fremdkörpern teilweise verschlossen ist. Auch Bakterien können eine Blinddarmentzündung auslösen. Meist beginnt sie mit stechenden oder ziehenden Schmerzen im Oberbauch, die innerhalb der nächsten Stunden in den rechten Unterbauch wandern, wo sie krampfartiger werden.

Weitere Symptome sind

  • leichtes Fieber
  • sowie Probleme beim Laufen und Heben des rechten Beines.

Deuten die Bauchkrämpfe beim Kind auf eine Blinddarmentzündung hin, sollten Eltern umgehend zur Notaufnahme fahren. In aller Regel wird der Blinddarm dann operativ entfernt, um einen lebensbedrohlichen Darmdurchbruch zu verhindern.

Weitere Ursachen für Bauchkrämpfe beim Kind

Unfälle beim Herumtoben können zu inneren Verletzungen führen, die sich als krampfartige Schmerzen äußern. Als Ursachen kommen beispielsweise infrage:

  • eine Darmverdrehung
  • ein Leistenbruch
  • ein Hodenbruch oder eine Hodendrehung (bei Jungen)

Da Kinder noch wachsen, sind die Organe besonders empfindlich. Außer Bauchkrämpfen können daher in einigen Fällen auch noch Übelkeit und Druckempfindlichkeit an der betroffenen Stelle auftreten. Leistenbruch und Hodenbruch sind nicht lebensgefährlich, solange kein Gewebe eingeklemmt wird. Es besteht die Möglichkeit, dass sie bei Kindern auch von selbst verheilen.

Achtung Darm- und Hodenverdrehung:
Verdrehen sich der Darm oder die Hoden, können wichtige Blutgefäße eingeklemmt sein. Die Versorgung der Organe mit Blut kann dann nicht mehr gewährleistet werden. Eltern sollten sofort einen Notarzt verständigen. Das Gleiche gilt bei einem eingeklemmten Bruch der Leiste oder des Hodens. In diesem Fall bildet sich in der Regel eine kleine Beule in der Leistengegend.

In seltenen Fällen lösen Nierensteine oder eine chronische Darmerkrankung wie Morbus Crohn Bauchkrämpfe bei Kindern aus. Befürchten Sie, dass die Bauchkrämpfe bei Ihrem Kind auf eine dieser Ursachen zurückzuführen sind, fahren Sie am besten ebenfalls sofort in eine Notfallambulanz.

Bauchkrämpfe bei Kindern können allerdings auch bei Verdauungsbeschwerden aufgrund von Lebensmittelunverträglicheiten, zum Beispiel gegen Gluten, Laktose oder Fructose, entstehen. Meist treten die Bauchkrämpfe dann kurze Zeit nach dem Essen auf.

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Bauchkrämpfe bei Kindern übergangsweise lindern


Bauchkrämpfe sprechen in der Regel gut auf Wärme an. Legen Sie Ihrem Kind deshalb erst einmal eine Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen auf den Bauch, bevor Sie nach möglichen Ursachen forschen. Auch ein warmer Wickel kann die Beschwerden lindern. Nehmen Sie dafür ein in warmes Wasser getränktes Tuch (die Temperatur sollte noch als angenehm empfunden werden) und umwickeln Sie damit die schmerzende Stelle. Bedecken Sie das nasse Tuch mit einem Handtuch und legen Sie Ihr Kind sanft ins Bett.

Bauchkrämpfe gehören aber – anders als Bauchschmerzen – immer in ärztliche Behandlung. Selbst wenn es sich also bei den Bauchkrämpfen nach Ihrem Gefühl nicht um einen Notfall handelt, ist es sinnvoll, einen Arzt aufzusuchen, um die Ursache der Bauchkrämpfe herauszufinden.

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Monika Hortig Die ersten Artikel schrieb Monika Hortig in ihrem Kinderzimmer und speicherte sie noch auf Diskette. Dass sie eines Tages Redakteurin werden möchte, wusste sie schon sehr lange. Deswegen zog es sie nach ihrem Studium in die Münchener Verlagswelt. Nach diversen Praktika in Online-Redaktionen absolvierte sie ihr Volontariat bei verschiedenen Lifestyle-Magazinen – unter anderem mit Schwerpunkt Sport und Ernährung. Das steigende Interesse für medizinische Themen führte sie letztendlich zu kanyo®. Als Medizinredakteurin konnte sie hier bis 2021 ihre beiden Vorlieben – Online-Journalismus und Gesundheit – vereinen. Monika Hortig Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Peggy Richter Peggy Richter ist ausgebildete Journalistin und schreibt seit 2015 regelmäßig für kanyo®. Sie arbeitet gern an rechercheintensiven Themen und hat Freude daran, die komplexen und zum Teil widersprüchlichen Informationen rund um die Gesundheit so aufzubereiten, dass sie auch für Laien verständlich sind. Peggy Richter Autorin kanyo® mehr erfahren