Blinddarmentzündung auf einen Blick:

  • Ursache: Verstopfungen des Eingangs des Wurmfortsatzes durch Kotstücke – in seltenen Fällen auch Parasiten – die eine Entzündung hervorrufen
  • Symptome: unter anderem stechende Schmerzen im Oberbauch, die im Laufe weniger Stunden in den rechten Unterbauch wandern, Übelkeit, Erbrechen, leichtes Fieber
  • Diagnose: Abtasten, Blut- und/oder Ultraschalluntersuchung
  • Behandlung: in der Regel Operation

Ursachen: Warum entsteht eine Blinddarmentzündung?


Genau genommen ist die Bezeichnung Blinddarmentzündung irreführend und medizinisch nicht korrekt. Denn eigentlich ist nicht der Blinddarm entzündet, sondern der Wurmfortsatz (lateinisch: appendix vermiformis). Die wissenschaftlich richtige Bezeichnung für eine solche Entzündung lautet daher Appendizitis. Der durchschnittlich zehn Zentimeter lange und einen Zentimeter dicke „Wurm“ hängt am Blinddarm. Sein Eingang kann aus unterschiedlichen Gründen verstopfen, wodurch sich in dem kleinen Stück Darm Bakterien ansammeln und letztlich zu einer Entzündung führen.

Viele Menschen kennen sicher noch die Warnung aus der Kindheit, keine Kirsch- oder Apfelkerne zu verschlucken, weil diese oft als Ursache für Blinddarmentzündungen genannt wurden. Zwar versperren Fremdkörper manchmal tatsächlich den Eingang zum Wurmfortsatz, jedoch ist die Gefahr im Vergleich zu anderen Auslösern relativ gering. Häufiger kommen Verstopfungen des Eingangs mit Kotsteinen (verhärtete Stuhlreste) als Ursache vor. Des Weiteren kann der Wurmfortsatz durch die Härte des Kots abknicken, wodurch sich der Durchgang zum Blinddarm versperrt. Selten können auch Parasiten wie Würmer, die den Darm befallen, die Öffnung verschließen.

Hat der Wurmfortsatz eine nützliche Funktion?

Lange Zeit wurde angenommen, dass der Wurmfortsatz keine Funktion für den Körper erfüllt. Neuere Studien zeigen jedoch, dass sich in ihm wichtige Bakterien der Darmflora ansiedeln. Sie überleben auch dann, wenn durch eine Infektionserkrankung die gesamte Darmflora zerstört wird. Nach überstandener Krankheit helfen sie dem Körper dabei, die Darmflora wiederaufzubauen.

Was sind die Symptome einer Blinddarmentzündung?


Habe ich einfache Bauchschmerzen oder eine Blinddarmentzündung? Das ist in der ersten Phase nur schwer zu unterscheiden. Aber wie kann man eine Blinddarmentzündung erkennen?

Die Symptome einer Appendizitis äußern sich zunächst in Form von stechenden oder ziehenden Schmerzen im Oberbauch, oft auch auf Höhe des Nabels. Da die Anzeichen zu Beginn noch sehr unspezifisch sind, werden sie manchmal auch leicht mit harmloseren Magen-Darm-Beschwerden verwechselt.

Wie erkenne ich eine Blinddarmentzündung?

  • stechende Schmerzen im Oberbauch und auf Nabelhöhe
  • wandernder Schmerz hin zum rechten Unterbauch
  • ungewöhnliche Anspannung der Bauchdecke
  • erhöhter Puls
  • verstärktes Schwitzen
  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Durchfall oder Verstopfung
  • leichtes Fieber

Viele Patienten haben außerdem Probleme, ihr rechtes Bein anzuheben. Allgemein nehmen die Schmerzen beim Gehen zu, sodass Erkrankte in einer Art Schonhaltung laufen, die Mediziner als „Schonhinken“ bezeichnen.

„Wandernder Schmerz“ und weitere Symptome

Meist beginnt die Entzündung relativ harmlos mit Schmerzen im Oberbauch. Da viele Menschen diese Beschwerden zunächst als normale Bauchschmerzen interpretieren, wird die Erkrankung nicht sofort erkannt. Ein charakteristisches Anzeichen für eine Blinddarmentzündung ist der „wandernde Schmerz“. Das bedeutet, dass er allmählich vom Oberbauch hinunter in den Unterbauch wandert.

Aha!

Wichtig ist, auf welcher Seite die Beschwerden auftreten, also rechts oder links. Da sich der Blinddarm rechts befindet, ist der Schmerz im Bereich des rechten Unterbauchs charakteristisch für eine Appendizitis.

Bei einer akuten Blinddarmentzündung können noch weitere Symptome wie Fieber, Übelkeit oder erhöhter Puls und auch unspezifische Beschwerden wie Durchfall oder Verstopfung hinzukommen. Die Bauchdecke ist an der Stelle des Schmerzes außerdem ungewöhnlich angespannt. Bei diesen Anzeichen sollte deshalb unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden, der weitere Tests auf eine Blinddarmentzündung durchführen kann.

Abweichende Symptome bei Kindern, Senioren und Schwangeren


Neben dem klassischen Verlauf einer Appendizitis können sich die Symptome in verschiedenen Lebensabschnitten und -situationen vom „normalen“ Verlauf unterscheiden. So weichen die typischen Blinddarmsymptome vor allem bei Kindern, älteren Menschen und schwangeren Frauen ab, was die Diagnose der Erkrankung hinauszögern kann. Die Symptome sind sich dann insbesondere hinsichtlich der Stärke und Ausprägung unähnlich.

Blinddarm-Symptome bei Kindern

In Deutschland werden jährlich etwa 18.000 Kinder bis 15 Jahre aufgrund einer Blinddarmentzündung im Krankenhaus operiert. Bei Kleinkindern (unter zwei Jahren) kommt es im Übrigen selten zu einer Blinddarmentzündung. Am häufigsten ist die Altersgruppe der Zehn- bis Fünfzehnjährigen betroffen.2

Da die kleinen Patienten häufiger an Bauchschmerzen leiden, gestaltet sich die Diagnose bei ihnen nicht einfach. Hat das Kind jedoch über einen Zeitraum von wenigen Stunden hinweg starke, krampfartige Beschwerden im Unterbauch, liegt der Verdacht einer Blinddarmentzündung nahe.

Betroffene Kinder sind in der Regel am Bauch sehr berührungsempfindlich und aufgrund starker Schmerzen nicht in der Lage, ihr rechtes Bein anzuheben. In diesem Fall sollten Eltern mit ihrem Kind schnellstmöglich zum Arzt, um einen lebensbedrohlichen Blinddarmdurchbruch zu vermeiden.

Blinddarmentzündung: Bei älteren Menschen schwache Symptome

Bei Patienten höheren Alters sind die Anzeichen einer Appendizitis meist nur schwach ausgeprägt und gehen selten mit Erbrechen oder Fieber einher. Aus diesem Grund wird eine Blinddarmentzündung oft nicht sofort erkannt, wodurch jedoch Komplikationen wahrscheinlicher werden. Auch hier besteht zum Beispiel die Gefahr eines Blinddarmdurchbruchs, weshalb eine Operation meist zügig nach der ärztlichen Diagnose erfolgt.

Untypische Blinddarm-Symptome in der Schwangerschaft

Besondere Risiken bestehen, wenn eine Appendizitis während der Schwangerschaft auftritt. Die Diagnose ist meist erschwert, da sich die Symptome kaum von normalen Schwangerschaftsbeschwerden unterscheiden. In diesem Fall müssen die Schmerzen nicht auf den rechten Unterbauch begrenzt sein, sondern können an ganz untypischen Orten wie dem Oberbauch oder Rücken auftauchen. Der Grund: Durch die Vergrößerung der Gebärmutter wird der Wurmfortsatz in den Oberbauch verdrängt.

Besteht der Verdacht einer Blinddarmentzündung, müssen Schwangere unverzüglich einen Arzt aufsuchen. Die Gefahr einer Komplikation in Form eines Darmdurchbruchs ist durch die Schwangerschaft erhöht. Im Fall der Diagnose Blinddarmentzündung wird der Wurmfortsatz durch eine Operation entfernt. Eine Gefahr für das ungeborene Kind besteht dabei für gewöhnlich nicht.

Diagnose Blinddarmentzündung: Was macht der behandelnde Arzt?


Bei Verdacht auf eine Appendizitis sollten Sie vorsorglich nichts mehr essen und sofort Ihren Hausarzt aufsuchen. Er wird zunächst den Bauch abtasten. Wichtige Hinweise können bestimmte Druckpunkte geben, wie der Lanz-Punkt oder der McBurney-Punkt. Drückt der Arzt auf diese Stellen, verstärken sich die Schmerzen.

Gut zu wissen:

Der McBurney-Punkt befindet sich genau in der Mitte der Verbindungslinie zwischen Bauchnabel und dem vorderen oberen Darmbeinstachel („Vorsprung“ des Beckens, der vor allem bei schlanken Menschen deutlich zu ertasten ist) auf der rechten Seite. Stellt man sich zwischen den beiden vorderen oberen Darmbeinstacheln eine gedrittelte Linie vor, befindet sich der sogenannte Lanz-Punkt an der Stelle, die das erste und zweite Drittel im rechten Unterbauch teilt.

Daneben dienen auch Blutuntersuchungen der Diagnose. Eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen kann nämlich auf eine Entzündung hinweisen. Häufiger wird aber eine Ultraschalluntersuchung gemacht, anhand derer der Arzt den Wurmfortsatz untersuchen kann. Bestätigt sich der Vermutung, ist in den meisten Fällen eine Blinddarm-OP notwendig.

Begeben Sie sich am besten direkt ins Krankenhaus, wenn Sie folgende Symptome feststellen:

  • sehr starke Schmerzen im rechten Unterbauch
  • Verhärtungen am Bauch
  • Verschlechterung des allgemeinen Zustandes

Schon gewusst?

Etwa jeder Zehnte in Westeuropa erkrankt in seinem Leben an einer Blinddarmentzündung. Die Blinddarm-OP ist einer der häufigsten chirurgischen Eingriffe überhaupt. In Deutschland werden pro Jahr etwa 140.000 Operationen durchgeführt.

Blinddarmentzündung: Was kann passieren?


Wird die Diagnose gestellt, ist Eile geboten. Aber warum? Was passiert, wenn eine Blinddarmentzündung nicht behandelt wird?

Die Antwort: Sie kann untherapiert schnell zu Komplikationen führen. Es besteht die Gefahr eines Darmdurchbruchs (Darmperforation). In diesem Fall platzt der entzündete Wurmfortsatz: Keime und Eiter können sich in den Bauchraum ergießen und eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung auslösen.

Warnhinweis eines Durchbruchs ist ein plötzliches Verstärken der Schmerzen im gesamten Bauch. Es muss sofort operiert und zusätzlich mit einem Antibiotikum behandelt werden, um die Bakterien im Körper zu bekämpfen. Zudem setzen die Ärzte häufig eine Drainage (Röhrchen) zum Ableiten der Flüssigkeit ein.

Therapie einer Blinddarmentzündung: Was tun?


Die häufigste Behandlung der Entzündung ist die Blinddarm-OP. Es gibt zwei mögliche Operationstechniken, die angewendet werden können:

  • offene Appendektomie (Bauchschnitttechnik)
  • laparoskopische Appendektomie (Schlüssellochtechnik)

Patienten sollten mit ihrem behandelnden Arzt abklären, ob und bis wann sie vor dem Eingriff noch essen und trinken dürfen, denn jede Nahrungsaufnahme bedeutet eine zusätzliche Belastung für den Darm und kann das Risiko für Komplikationen während der Narkose erhöhen.

Lange galt die Operation als einzige wirksame Behandlungsmöglichkeit einer Blinddarmentzündung. Neuere Studien weisen jedoch darauf hin, dass in leichteren Fällen auch eine Antibiotika-Therapie sinnvoll sein kann.

Blinddarmentzündung: Wie lange im Krankenhaus?

Nach einer Blinddarm-OP bleiben Patienten in der Regel noch etwa zwei bis fünf Tage im Krankenhaus. Die Dauer des stationären Aufenthaltes richtet sich nach der Art des Eingriffs und der Schwere der Entzündung. Kam es während der Operation zu Komplikationen oder lag zusätzlich zur Entzündung ein Darmdurchbruch vor, kann sich die Zeit im Krankenhaus um einige Tage verlängern.

Kann man einer Blinddarmentzündung vorbeugen?


Zuletzt stellt sich die Frage: Was kann ich tun, damit ich gar nicht erst eine Blinddarmentzündung bekomme? Leider ist es nur schwer möglich, einer Entzündung des Wurmfortsatzes vorzubeugen. Jedoch sollen eine ausgewogene Ernährung und damit auch ein gesunder Stuhlgang dazu beitragen. Es wird daher oft empfohlen, Verstopfungen zu vermeiden – zum Beispiel durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr, regelmäßige Bewegung sowie eine ballaststoffreiche Ernährung – und darauf zu achten, regelmäßig ein „großes Geschäft“ zu verrichten. Auch ein allgemein gestärktes Immunsystem kann eventuell einer Festsetzung von Bakterien entgegenwirken.

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Lisa Küffner Dr. House, Grey´s Anatomy und Co.: Medizinische Themen begegneten Lisa Küffner in ihrem Studium der Medienwissenschaft eigentlich nur in Form von Serien oder Filmen. Dennoch begeisterte sie sich so sehr dafür, dass sie während und nach ihrem Masterstudium als Medizinredakteurin arbeitete. Sie war bis 2020 Teil des kanyo®-Teams und entwickelt neben der redaktionellen Arbeit auch Webseitenkonzepte. Lisa Küffner Medizinredakteurin und Medienwissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
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