Morbus Crohn: Behandlung und Ernährung


Die chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED) Morbus Crohn betrifft den gesamten Magen-Darm-Trakt (vom Mund bis zum After), vorrangig findet sich die Entzündung jedoch im Darm. Die Erkrankung wechselt dabei zwischen akuten Krankheitsphasen (Akutphase) und beschwerdefreien Zeiten (Remissionsphase). Während der Akutphase kann es hier zu unterschiedlichen Beschwerden kommen, beispielsweise:

Um der Morbus Crohn-Krankheit zu begegnen, wird in der Behandlung vor allem auf die Gabe von Medikamenten gesetzt. Hier gibt es zwei Ansätze: Während in der Akutphase eine Hemmung der Entzündung und somit Linderung der Beschwerden im Fokus steht, hat die Therapie in der beschwerdefreien Zeit (Remission) das Ziel, den nächsten Schub so lange wie möglich hinauszuzögern.

Die Ernährung spielt bei der Crohn-Krankheit insofern eine Rolle, da sie die Therapie unterstützen und die allgemeine Gesundheit der Patienten verbessern kann. Auch wenn keine spezielle Diät einzuhalten ist, sollten Betroffene die folgenden Tipps beherzigen:

  • Auf eine ausgewogene, gesunde Kost achten.
  • Mehrere kleine statt wenige große Portionen am Tag essen, um den Darm weniger zu belasten.
  • Ein gesundes Idealgewicht anstreben.

Beim Zusammenstellen des Speiseplans müssen jedoch individuelle Unverträglichkeiten und Vorlieben beachtet werden. Wer hierbei Hilfe braucht, kann sich auch an seinen Arzt oder einen Ernährungsberater wenden.

Die Ernährung in den verschiedenen Krankheitsphasen


Allgemein kann sich eine ausgewogene, gesunde Ernährungsweise bei CED positiv auf das Krankheitsbild sowie die Lebensqualität des Patienten auswirken. Je nachdem, in welcher Krankheitsphase sich Betroffene befinden, macht es Sinn, die Ernährung anzupassen. 

Ernährung während eines Schubs

Welche Ernährung bei einem akuten Schub angezeigt ist, hängt unter anderem vom Ernährungszustand des Patienten, der Schwere der Entzündung sowie dem bisherigen Verlauf der Erkrankung ab. Generell ist das oberste Ziel in der Akutphase die Entlastung des Darms. Das bedeutet, falls es dem Betroffenen möglich ist, feste Nahrung zu sich zu nehmen, sollte er darauf achten, besonders ballaststoffarm zu essen. Denn zu viele Ballaststoffe können Magen und Darm zusätzlich belasten und die Symptome verschlimmern.

Anders sieht es aus, wenn es zu einer sehr hohen Entzündungsaktivität kommt oder eine Unterernährung vorliegt. Dann müssen Patienten häufig künstlich ernährt werden, beispielsweise mithilfe von:

  • spezieller Trinknahrung (über den Mund)
  • Ernährung über Magen- oder Darmsonde (enterale Ernährung)
  • Infusionstherapie über die Vene (parenterale Ernährung)

Bevorzugt verordnen Ärzte die Trink- oder Sondenernährung, da diese gute Ergebnisse erzielt, aber weniger Komplikationen – beispielsweise Thrombose aufgrund des gelegten Venenkatheters – als die parenterale Ernährung vorweist.

Interessant: Die enterale Ernährung

Die flüssige Nahrung gelangt hierbei über eine Sonde in den Magen oder Dünndarm. Dabei wird ein Gummi- oder Kunststoffschlauch über Nase, Mund oder die Haut (Bauchdecke) zum gewünschten Ort gelegt. Betroffene müssen bei der Sondenernährung nicht zwangsläufig stationär behandelt werden. Mögliche Komplikationen sind beispielsweise eine zu schnell verabreichte oder kalte Nahrung, was zu Schluckauf, Erbrechen oder Durchfall führen kann.

Trinknahrung – also flüssige Nährstoff- und Wirkstoffgemische – wurden erstmals für die Raumfahrt entwickelt und sind deshalb auch als Astronautennahrung bekannt. Ihre Zusammensetzung umfasst typischerweise:

  • Aminosäuren (Eiweißbausteine)
  • Traubenzucker (Kohlenhydrate)
  • Mineralstoffe (beispielsweise Calcium, Magnesium oder Natrium)
  • Vitamine
  • Wasser

Die Wirksamkeit der Trink- und Sondennahrung ist dadurch bedingt, dass sie aufgrund ihrer Zusammensetzung bereits vollständig im oberen Dünndarm aufgenommen wird — nachfolgende Darmabschnitte bleiben somit geschont.

Die Idee der Astronautenkost wurde klinisch weiterentwickelt, wobei verschiedene Formen der Flüssignahrung unterschieden werden:

  • hochmolekulare Flüssignahrungen: alle notwendigen Nährstoffe liegen in vollständiger Form vor (bedarfsdeckend), die Darmtätigkeit wird nicht unterdrückt
  • niedermolekulare Flüssignahrungen: ebenfalls bedarfsdeckend, allerdings sind die Nährstoffe vorgespalten, wodurch die Nahrung leichter und schneller aufnehmbar ist
  • Zusatznahrungen: enthalten meist einen höheren Eiweißgehalt sowie Milchzucker und sind nicht als alleinige Ernährung angezeigt

Welche Form der flüssigen Nahrung infrage kommt, richtet sich nach dem individuellen Gesundheitszustand des Patienten und ist in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu klären. Eine künstliche Ernährung kann erst beendet werden, wenn die Entzündungsparameter nicht mehr erhöht sind, der Durchfall des Patienten endet oder das Wohlbefinden nicht mehr gestört ist.1

Trinken, trinken, trinken…
Auch bei CED sollten Sie täglich die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung allgemein empfohlenen 1,5 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen.2 Da es allerdings während einer akuten Entzündungsphase aufgrund von Durchfall oder Erbrechen häufig zu vermehrtem Flüssigkeitsverlust kommt, sollte mehr getrunken werden. Am besten sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt über die notwendige Trinkmenge. Geeignet sind vor allem stilles Wasser und Tees, da sie allgemein gut vertragen werden.

Parenterale Ernährung

In einigen Ausnahmefällen muss der Patienten künstlich über eine Infusion ernährt werden. Das kann beispielsweise dann sein, wenn eine Unterernährung vorliegt oder droht sowie eine enterale Ernährung nicht durchführbar ist. Die parenterale Ernährungstherapie wird zudem vorrangig bei schweren Komplikationen wie Darmverengungen oder Fisteln angewandt.

Um die ausreichende Versorgung des Körpers mit Nährstoffen zu sichern, wird bei der parenteralen Ernährung sozusagen der Verdauungstrakt umgangen. Die Nährstoffe werden dem Stoffwechsel direkt über die Blutbahn (mittels Venenkatheter) zugeführt. Allerdings muss die parenterale Ernährung stationär durchgeführt werden, da Komplikationen wie eine Thrombose (Blutgerinnsel in einem Blutgefäß) möglich sind.

Ernährung in der Remissionsphase

Ist die akute Entzündung abgeklungen und bessert sich der Zustand des Betroffenen, kann mit dem Kostaufbau begonnen werden. Anfangs sind gut verträgliche Lebensmittel gefragt wie

  • Tee,
  • Zwieback,
  • Haferschleim mit Wasser und/oder
  • Weißbrot.1

Werden die Speisen gut aufgenommen, kann der Speiseplan schrittweise um weitere Nahrungsmittel ergänzt werden. Dazu gehören:

  • gekochtes Gemüse, Obstkompott
  • Reis
  • Nudeln
  • Nudeln
  • magere Wurst- und Käsesorten
  • gekochtes Fleisch, Fisch und Geflügel1

Im letzten Schritt werden schließlich Fette wie Butter, Öl sowie fettreichere Speisen hinzugefügt, bis letztlich wieder eine Normalkost vorliegt.

Pflanzliche Ernährung bei CED – eine gute Entscheidung?

Bislang gibt es zwar keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass eine vegetarische oder gar vegane Kost den Krankheitsverlauf positiv beeinflusst, allerdings können mehr Obst und Gemüse in der Remissionsphase die Darmgesundheit fördern.3 Die pflanzlichen Nahrungsbestandteile, allen voran die enthaltenen Ballaststoffe, Mineralstoffe, Vitamine sowie sekundären Pflanzenstoffe, können einen positiven Effekt auf den Stoffwechsel des Darms haben.

Wer sich für eine vegetarische oder vegane Ernährung entscheidet, sollte auf Ausgewogenheit achten und seinen Nährstoffbedarf im Blick behalten. Zudem empfiehlt es sich, die Blutwerte regelmäßig von einem Arzt kontrollieren zu lassen.

FODMAP-Diät

Das Konzept der FODMAP-Diät ist relativ neu, weshalb aussagekräftige Studien zu deren Wirksamkeit derzeit noch fehlen. Allerdings gibt es eine Studie aus dem Jahr 2014, die auf einen positiven Einfluss beim Reizdarmsyndrom hinweist.4 Neben der Behandlung eines Reizdarm kann es sich aber auch bei anderen Erkrankung im Magen-Darm-Bereich, wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn, lohnen, die FODMAP-reduzierte Diät auszuprobieren.

FODMAP steht für:

  • F = fermentierbare (vergärbare)
  • O = Oligosaccharide (Mehrfachzucker)
  • D = Disaccharide (Zweifachzucker)
  • M = Monosaccharide (Einfachzucker)
  • A = „and“ (und)
  • P = Polyole (Zuckeraustauschstoffe)

Die FODMAPs sind eine Gruppe von bestimmten Nahrungsbestandteilen, die im Verdacht stehen, erschwert oder gar nicht im Dünndarm resorbiert zu werden. Bei Patienten mit Magen-Darm-Erkrankungen kann deren Aufnahme deshalb zu unterschiedlichen Verdauungsproblemen führen.

Die FODMAP-Diät erfolgt dabei in drei Phasen:

  1. Vollständiger Verzicht: Speisen, die viel FODMAP enthalten, beispielsweise Äpfel, Avocados, Frühlingszwiebeln oder Spargel, müssen für etwa sechs Wochen komplett vermieden werden.5 Dadurch erhält der Darm die Möglichkeit, sich zu erholen.
  2. Individuelle Diagnose: Die Basisdiät aus Phase 1 bleibt erhalten. Nun testet der Patient jedoch, welche Lebensmittel er in welchen Mengen verträgt. Nach und nach fügt er ein neues Nahrungsmittel zum Speiseplan hinzu. Jede Testphase dauert eine Woche.5
  3. Langzeit-Ernährung: Die individuellen Beschwerdeauslöser und Toleranzen zu kennen, ist für die Langzeit-Ernährung relevant. Ziel ist es, mit wenigen Nahrungseinschränkungen die Beschwerden möglichst wirksam zu kontrollieren.

Wer sich für FODMAP interessiert, sollte vorab mit seinem behandelnden Arzt sprechen, ob die Ernährungsform für ihn infrage kommt. Bei der Durchführung der Diät kann zudem ein Ernährungsberater unterstützen.

Lieber nicht: Auf diese Lebensmittel besser verzichten


Es gibt einige Lebensmittel, die sich bei den meisten Morbus Crohn-Betroffenen während einer akuten Phase, als „schlecht verträglich“ herausgestellt haben, da sie den Darm stark belasten, Blähungen hervorrufen oder die Darmfunktion anregen, was zu Durchfall führen kann (zum Beispiel starker Kaffee).

Auf folgende Speisen und Getränke sollte besser verzichtet werden:

  • fettiges Essen, zum Beispiel Pommes
  • blähendes Gemüse, unter anderem Kohl und Hülsenfrüchte
  • ballaststoffreiche Speisen wie Vollkornprodukte oder Kartoffeln
  • Zitrusfrüchte, beispielsweise Orangen, Zitronen oder Grapefruits
  • säurehaltige Fruchtsäfte, allen voran Zitrusfruchtsaft
  • kohlensäurehaltige Getränke
  • starker Kaffee sowie Bittertee
  • Alkohol

Zudem leiden viele Morbus Crohn-Patienten während der Akutphase an einer Laktoseintoleranz und vertragen vorübergehend keine Milchprodukte. Aber auch andere Unverträglichkeiten, zum Beispiel gegen Gluten (unter anderem enthalten in Weizen oder Roggen), führen häufiger zu Schüben beziehungsweise verschlimmern die Beschwerden. Wie bei allen genannten Lebensmitteln muss individuell herausgefunden werden, ob diese vertragen werden oder nicht. Hilfreich kann hierfür das Führen eines Ernährungstagebuchs sein.

Alkohol und Morbus Crohn?

Bislang gibt es keine Studien, die einen Zusammenhang zwischen Alkohol und der chronisch entzündlichen Darmerkrankung belegen. Während der akuten Phase sollte jedoch besser darauf verzichtet werden, da es unter Umständen zu einer Verschlimmerung der Beschwerden kommt. In der Remissionsphase sind alkoholische Getränke durchaus erlaubt, sofern es nach dem Genuss nicht zu Symptomen kommt.

Nährstoffbedarf und das Risiko für einen Mangel


Bei Crohn-Patienten kommt es nicht selten vor, dass es zu einer Mangelernährung beziehungsweise geringeren Versorgung mit bestimmten Nährstoffen kommt. Als Gründe sind beispielsweise zu nennen:

  • Geringe Nahrungsaufnahme: Einige Betroffene haben Angst, dass die zugeführten Lebensmittel Bauchkrämpfe oder Durchfall auslösen, weshalb sie sich einseitig ernähren oder allgemein die Nahrungsaufnahme verringern. In der Folge sind jedoch nicht nur Mangelerscheinungen möglich, sondern auch ein Gewichtsverlust. 
  • Verringerte Aufnahme im Darm: Aufgrund der Entzündungsreaktionen kann es während eines Schubs zu Veränderungen in der Darmschleimhaut kommen. Das führt mitunter zu einem beeinträchtigten Nährstofftransport.
  • Durchfälle und Erbrechen: Im Rahmen der Erkrankung treten mitunter starker Durchfall sowie Erbrechen auf. Das geht mit einem hohen Wasser- und Nährstoffverlust einher.

Eine Mangelernährung sollte bei der Darmerkrankung Morbus Crohn vermieden werden, da diese den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen kann. Daher ist es wichtig, dem Nährstoffmangel mit einer ausgewogenen, vitaminreichen Ernährung vorzubeugen.

Viele Menschen mit CED weisen vor allem einen erhöhten Bedarf an Eisen auf. Hiervon sollten täglich 10 bis 15 Milligramm (vorzufinden beispielsweise in Fleisch und Erbsen) auf dem Speiseplan stehen.6 Aber auch andere Nährstoffe sollten Sie im Blick behalten, unter anderem:6, 7, 8, 9

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NährstoffTagesbedarf*Vorkommen (Beispiel)
Vitamin A0,8 bis 1,1 mgLeber
Beta-Carotin2,0 bis 4,0 mgKarotten, Brokkoli
Vitamin B124,0 µgFleisch, Fisch, Milchprodukte
Vitamin K60 bis 80 µgEier, grünes Gemüse
Folat300 µgTomaten, Spinat
Magnesium350 bis 400 mgVollkornprodukte, Kartoffeln

* Die empfohlene Zufuhr pro Tag gilt für Jugendliche und Erwachsene im Alter von 15 bis 65 Jahre (nicht spezifisch für CED-Patienten).

In einigen Fällen kann es sein, dass der Verlust durch die gezielte Zufuhr von Nährstoffen mithilfe von Nahrungsergänzungsmitteln ausgeglichen werden muss. Wann und in welchem Ausmaß dies nötig ist, klären Patienten am besten mit ihrem behandelnden Arzt.

Wissenswertes für Eltern:

Leiden Kinder unter CED, sind Wachstumsdefizite aufgrund eines Nährstoffmangels nicht auszuschließen. Um eine normale Entwicklung zu gewährleisten, sollten die medikamentöse Therapie sowie unterstützende Maßnahmen wie Trink- oder Sondennahrung optimal eingestellt sein.

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Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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