Was bedeutet „chronische Verstopfung“?

Als chronisch wird das Krankheitsbild dann bezeichnet, wenn ein oder mehrere der folgenden Symptome drei Monate oder länger bestehen1:

  • weniger als drei Stuhlgänge pro Woche
  • harter Stuhl
  • starkes Pressen nötig
  • Gefühl der unvollständigen Darmentleerunng

Hinzu kommen neben Bauchkrämpfen und Blähungen auch häufig Kopfschmerzen, Müdigkeit und Blut im Stuhl

 

 

Das sind die Auslöser einer chronischen Verstopfung


Chronische Verstopfung gehört zu den wohl häufigsten Zivilisationskrankheiten — schätzungsweise 10 bis 15 Prozent der deutschen Bevölkerung leiden darunter.2

Vor allem bei besonders alten und bettlägerigen Patienten besteht oftmals solch eine Stuhlentleerungs-Störung.

Die Ursachen für den trägen Darm sind vielfältig und nicht selten die Folge erschwerter oder ungesunder Lebensumstände.

Chronische Obstipation als Folge der Lebensumstände

Wissenschaftler sehen vor allem zwei Gründe für chronische Verstopfung: eine fehlerhafte Ernährung und Bewegungsmangel.

Mit dem zunehmenden Wandel im Geschäftsleben (zum Beispiel Automatisierung vieler Schritte in der Produktion) verlagert sich die Arbeit immer mehr in die Büros. Langes Sitzen am Schreibtisch führt jedoch dazu, dass die Muskeln und der Kreislauf weniger beansprucht werden. Im hektischen Alltag fällt es vielen Menschen zudem schwer, regelmäßig Sport zu treiben und sich so den notwendigen Ausgleich zum Büroalltag zu verschaffen — denn Bewegung hält auch den Darm fit.

Pflegebedürftige Senioren sowie bettlägerige Patienten sind ganz besonders von mangelnder körperlicher Aktivität betroffen. Der Darm wird immer träger, je länger der Zustand andauert. Das wiederum führt zu einem sehr langsamen Stuhltransport (Motilitätsstörung) — der Kot verdichtet sich und wird klumpig und hart, was die Ausscheidung erschwert.

Hinzu kommt, dass der Speiseplan einen immer größeren Anteil verarbeiteter Nahrungsmittel aufweist, die wenig Ballaststoffe enthalten. Ballaststoffe liefern dem Körper zwar keine Nährstoffe, aber da sie Wasser binden und im Verdauungstrakt aufquellen, geben sie dem Stuhl Volumen und machen ihn weich, was den Transport durch den Darm erleichtert.

Trinken Sie ausreichend?

Wird dem Organismus nicht genügend Flüssigkeit zur Verfügung gestellt, verdickt sich der Stuhl und wird sehr hart. Und auch Ballaststoffe benötigen Wasser, um ausreichend aufquellen zu können. Trinken Sie daher mindestens 1,5 bis 2 Liter (am besten Wasser oder ungesüßten Tee) pro Tag.3

Die Behandlung der Stuhlentleerungsstörung geht stets mit einer Veränderung der Ess- und Bewegungsgewohnheiten einher. Aber nicht immer führt diese Umstellung allein dazu, dass die Beschwerden verschwinden, denn der anhaltenden Obstipation können auch andere Ursachen sowie Erkrankungen zugrunde liegen.

Körperliche Ursachen der ständigen Verstopfung

Dass Frauen doppelt so häufig an Obstipation leiden wie Männer, liegt in vielen Fällen an den Hormonen. Das weibliche Sexualhormon Östrogen fördert die Darmtätigkeit. Fällt der Östrogenspiegel ab, wird der Darm bei manchen Frauen so träge, dass es zur Verstopfung kommt. Während der Wechseljahre beispielsweise produziert der Körper immer weniger Östrogen, wodurch sich eine chronische Obstipation entwickeln kann.

Die Beschwerden sind möglicherweise aber auch auf eine Darmverengung zurückzuführen, wenn Darmausstülpungen, Polypen oder Narbengewebe den Transport des Stuhls behindern. Ebenso können Fehlfunktionen des Schließmuskels oder der Beckenbodenmuskulatur die Ausscheidung stören.

Eine weitere mögliche Ursache ist eine Darmschwäche, die dazu führt, dass sich der Stuhl nur sehr langsam durch den Darm bewegt. Die Darmbewegung kann durch verschiedene Faktoren gestört werden, zum Beispiel durch hormonelle Veränderungen oder psychische Belastung.

Übrigens: Chronische Verstopfung ist in seltenen Fällen auch ein Symptom für Darmkrebs. Deshalb sollten langanhaltende Verdauungsprobleme immer von einem Arzt abgeklärt werden.

Obstipation als Symptom einer anderen Erkrankung

Es gibt zahlreiche Darmerkrankungen, die eine Obstipation (häufig auch im Wechsel mit Durchfall) zur Folge haben können. Zu ihnen zählen unter anderem der Reizdarm, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.

Andere Krankheiten wirken sich auf den Darm aus, weil sie den Stoffwechsel stören oder die Muskeltätigkeit des Darms beeinträchtigen. Hierzu zählen zum Beispiel Diabetes, Morbus Parkinson, Multiple Sklerose oder eine Schilddrüsenunterfunktion.

Verstopfung durch Medikamente?

Auch die dauerhafte Einnahme bestimmter Medikamente kann Obstipation als Nebenwirkung haben. Zu diesen zählen beispielsweise Opiate (starke Schmerzmittel), Psychopharmaka, Schlaf- und Beruhigungsmittel, Eisenpräparate sowie Medikamente gegen Morbus Parkinson.

Gesundheitliche Folgen einer langanhaltenden Verstopfung


Wer schon einmal über einen längeren Zeitraum mit Schwierigkeiten bei der Stuhlentleerung zu kämpfen hatte, weiß: Auch die Psyche leidet mit. Der Toilettengang ist oft schmerzhaft und zeitraubend. Dazu kommen regelmäßig auftretende Symptome wie Bauchschmerzen, Völlegefühl, Blähungen, Appetitlosigkeit und allgemeines Unwohlsein.

Schwere Komplikationen sind möglich!

Wird eine langanhaltende Verstopfung nicht behandelt, können schwerwiegende, teils lebensbedrohliche Folgen auftreten — beispielsweise ein Darmverschluss (Ileus) aufgrund einer Koprostase. Hierbei staut sich der Stuhlgang im Dickdarm zurück und es bilden sich harte Kotballen, die nicht mehr weitertransportiert werden. Im schlimmsten Fall entsteht hieraus ein Darmverschluss — ein medizinischer Notfall, der unbehandelt sogar tödlich sein kann.

Interessant: Oft presst sich flüssiger Stuhl an den Kotsteinen vorbei und vermittelt so beim Betroffenen den Eindruck, er würde unter Durchfall leiden.

Wer daher regelmäßige Schwierigkeiten bei der Darmentleerung hat, sollte in jedem Fall einen Medizinier aufsuchen. Das gilt vor allem dann, wenn die Verstopfung mit starken Beschwerden einhergeht. Erster Ansprechpartner ist in der Regel der Hausarzt. Nach einer ausführlichen Befragung (Anamnese) zu Lebensgewohnheiten, Stuhlverhalten und Krankengeschichte, folgen ein Abtasten und Abhören des Bauches und/oder eine Ultraschalluntersuchung. Auch ein Bluttest kann Aufschluss geben. Ist die Diagnose erst einmal sichergestellt, wird der Hausarzt entweder selbst eine Therapie einleiten oder den Betroffenen zu einem Spezialisten (zum Beispiel einem Gastroenterologen) überweisen.

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Was hilft gegen die ständige Verstopfung?


Eine langanhaltende Obstipation stellt eine starke Beeinträchtigung des Alltags dar. Wenn jeder Toilettengang zur Qual wird, kann die damit verbundene psychische Belastung das Problem weiter verstärken. Das primäre Ziel einer Therapie ist daher die Verbesserung der Lebensqualität sowie das Verhindern von Komplikationen.

Allgemeine Maßnahmen

An erster Stelle steht die Änderung der Lebensgewohnheiten. Hilfreiche Tipps sind:

  • ausreichend Wasser trinken: Nur mit genügend Flüssigkeit im Körper kann der Stuhl weich und geschmeidig sein. Eine Menge von etwa 1,5 Litern sollte gleichmäßig über den Tag verteilt aufgenommen werden.2 Bei einigen Menschen wird zudem durch kohlensäurehaltige Getränke die Darmtätigkeit angeregt.
  • Ballaststoffe aufnehmen: Die quellenden Eigenschaften der Ballaststoffe fördern den Stuhlgang. Etwa 30 Gramm pro Tag empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Gute Quellen sind Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse.2 (Ballaststoffzufuhr dabei schrittweise erhöhen).
  • regelmäßig bewegen: Durch den mechanischen Reiz bei Bewegung sowie Erschütterung kommt der Darm in Schwung. Geeignet sind beispielsweise Spazierengehen, Treppensteigen und Radfahren.
  • stressfrei zur Toilette gehen: Der Stuhlgang sollte weder erzwungen, noch unterdrückt werden. Feste Zeiten sowie Rituale können einer regelmäßigen Darmentleerung jedoch förderlich sein.
  • Bauchmassage durchführen: Am besten morgens vor dem Aufstehen fünf Minuten lang den gesamten Bauch mit festen, kreisenden Bewegungen im Uhrzeigersinn massieren. Dabei im rechten Unterbauch beginnen.4

Auch die Psyche hat großen Einfluss auf unser Stuhlverhalten, daher kann es hilfreich sein, vorhandene Konflikte mit anderen oder mit sich selbst zu lösen und Stress so weit wie möglich zu reduzieren.

Ungeeignete Nahrungsmittel:

Meiden Sie wenn möglich Lebensmittel wie Schwarztee, Kakao, Karottensaft, Weißmehlprodukte, Schokolade und Heidelbeeren, da diese aufgrund ihrer Inhaltsstoffe eher stopfend wirken.

Hausmittel gegen chronische Verstopfung

Ergänzend zu den allgemeinen Maßnahmen gibt es noch einige Hausmittel, mit denen Sie Ihrem Darm etwas Gutes tun können. Besonders häufig Anwendung finden hierbei natürliche Abführhilfen aus dem Reformhaus oder der Apotheke, zum Beispiel5:

  • Leinsamen: etwa 1 bis 2 Esslöffel zusammen mit dem morgendlichen Müsli oder mit viel Flüssigkeit einnehmen
  • Flohsamen: 2 bis 3 mal täglich einen Esslöffel in Wasser auflösen und anschließend trinken4
  • Pflaumensaft: täglich morgens auf nüchternem Magen etwa 100 Milliliter trinken
  • Milchzucker: jeden Tag etwa 1 bis 4 Esslöffel in ein Getränk oder in Joghurt einrühren und trinken/essen
  • Sauerkrautsaft: vor jeder Mahlzeit 50 bis 100 Milliliter trinken

Neben Hausmitteln können auch Präparate aus der Homöopathie Abhilfe schaffen. Welche davon geeignet sind, entscheidet in der Regel der Heilpraktiker oder Arzt nach einer ausführlichen Befragung des Patienten.

Medikamentöse Therapie

Medikamente zur Behandlung von Verstopfung gibt es viele. Bei korrekter Indikation und Dosierung dürfen diese Abführmittel (Laxanzien) sogar über einen längeren Zeitraum hinweg eingenommen werden — jedoch nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt. Zu den verbreitetsten Abführmitteln zählen1:

  • Macrogol: Synthetischer Quellstoff der Wasser bindet und so das Stuhlvolumen erhöht.
  • Lactulose und Sorbit: Zuckerstoffe, die ebenfalls Wasser binden und so das Stuhlvolumen erhöhen. Sie führen jedoch zu vermehrter Gasbildung und wirken bei schwerer Verstopfung unzureichend.
  • Bisacodyl und Natriumpicosulfat: Wirkstoffe, die für eine Wasseranreicherung im Stuhl sorgen und die Darmbewegung anregen.
  • Prucaloprid: Ein verschreibungspflichtiges Abführmittel, welches die Darmbewegung anregt.
  • Mebevrin: Krampflösendes Mittel zur Entspannung der Darmmuskulatur, das überwiegend beim Reizdarmsyndrom Anwendung findet.

Ebenfalls zur Behandlung geeignet ist ein Darm-Einlauf. Bei dieser Vorgehensweise wird lauwarmes Wasser oder eine fertige Lösung mit einem Medikament über den Anus in den Darm gespült. Durch die Darmspülung wird der Stuhlgang schnell ausgelöst. Diese mechanische Behandlungsmethode verursacht keine schädlichen Nebenwirkungen. Im Gegenteil – sie regt die Darmbewegung an und reinigt die Darmwände, die Darmflora kann sich regenerieren.

Auch Zäpfchen können helfen:

Als rektale Entleerungshilfe stehen zudem Zäpfchen zur Verfügung. Diese enthalten beispielsweise Wirkstoffe wie Bisacodyl oder Glyzerin. Die Wirkstoffe gelangen — nach dem Einführen des Zäpfchens in den After — über die Darmschleimhaut in den Organismus und regen die Darmentleerung an.

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