Über die Arten des Speiseröhrenkrebses
Grundsätzlich unterscheiden Fachleute zwischen den zwei häufigsten Arten von Speiseröhrenkrebs: das Adenokarzinom und das Plattenepithelkarzinom. Der Begriff „Karzinom“ deutet dabei auf eine bösartige Beschaffenheit des jeweiligen Tumors hin.
- Entarten Drüsenzellen der Schleimhaut, die sich im unteren Teil der Speiseröhre am Übergang zum Magen befinden, sprechen Mediziner von einem Adenokarzinom.
- Wenn sich die Zellen an der oberen Schleimhautschicht (Epithelschicht), die im gesamten Bereich der Speiseröhre vorkommt, bösartig verändern, wird der Fachbegriff Plattenepithelkarzinom verwendet.
Diese Unterscheidung ist wichtig, weil sie Auswirkungen auf die Möglichkeiten zur Therapie des Speiseröhrenkrebses hat.
Beim Barrett-Karzinom handelt es sich ebenfalls um ein Speiseröhrenkarzinom – der Unterschied zu den anderen Arten liegt in der Beschaffenheit der Speiseröhre, bevor sich der Krebs entwickelt hat. Denn das Barrett-Karzinom entsteht infolge eines sogenannten Barrett-Ösophagus (Namensgeber ist der britische Chirurg Norman Rupert Barrett): Die Speiseröhre weist hier zelluläre Veränderungen der Schleimhaut aufgrund einer lang bestehenden Reflux-Erkrankung auf. Solche andersartigen Zellen des Barrett-Ösophagus können eine Krebsvorstufe darstellen.
Mögliche Ursachen für Speiseröhrenkrebs
Von den beiden häufigsten Formen des Speiseröhrenkrebses sind durchschnittlich fünf von zehn Fälle auf ein Plattenepithelkarzinom zurückzuführen, bei etwa drei von zehn Patienten wird ein Adenokarzinom festgestellt.1 Doch worin liegen die Gründe für deren Entstehung?
Hauptursache eines Adenokarzinoms ist oftmals das dauerhafte Zurückfließen von Magensäure in die Speiseröhre und der damit verbundene Angriff auf deren Schleimhaut. Der ständige Rückfluss der Säure vom Magen ist ein typisches Zeichen für die Reflux-Krankheit, unter der die meisten Betroffenen eines Adenokarzinoms leiden. Der Reflux – und das häufig damit verbundene Sodbrennen – wird dabei unter anderem durch eine zu fetthaltige Ernährung sowie durch Konsum von Nikotin verstärkt.
Die Bestimmung der Ursache des Speiseröhrenkrebses bei einem Plattenepithelkarzinom ist hingegen nicht ganz so einfach und auch medizinisch umstritten. Für beide Krebsarten gilt, dass Faktoren existieren, die das Erkrankungsrisiko erhöhen. Als besonders gefährdet gelten Menschen, die
- regelmäßig rauchen und/oder viel Alkohol trinken
- an Bulimie leiden,
- oftmals zu intensiv gewürzte Speisen essen,
- starkes Übergewicht haben oder
- eine vielleicht unentdeckte angeborene Fehlbildung innerhalb der Speiseröhre oder des Zwerchfells haben, die sich beispielsweise in einem Zwerchfellbruch zeigt.
Darüber hinaus werden derzeit noch weitere Faktoren diskutiert, die mit Speiseröhrenkrebs in Verbindung zu stehen scheinen. Dazu gehören unter anderem auch Ösophagusdivertikel (Ausbuchtungen an der Speiseröhrenwand), Verätzungen der Speiseröhre sowie die Achalasie (Erkrankung, bei der der Schließmuskel zum Magen nicht richtig schließt).
Diese Symptome sind typisch bei Speiseröhrenkrebs
Meistens wird der Speiseröhrenkrebs erst spät entdeckt. Die wenigen Anzeichen, die sich zu Beginn bemerkbar machen, sind oft allgemeiner Natur und können ihren Ursprung ebenso in anderen Magen-Darm-Erkrankungen haben.
Zu den anfänglichen Symptomen des Speiseröhrenkrebses zählen beispielsweise:
- saures Aufstoßen
- Druckgefühl im Brustbereich
- Sodbrennen
- Schluckbeschwerden (zum Beispiel Schmerzen beim Schlucken)
- Völlegefühl
Befindet sich der Speiseröhrenkrebs bereits im fortgeschrittenen Stadium, kommen weitere gesundheitlich gravierendere Symptome hinzu, wie:
- Übelkeit und Erbrechen
- Blut im Stuhl oder im Erbrochenen
- zunehmende immense Schluckbeschwerden
- starker Appetitverlust
- auffälliger Gewichtsverlust
Sollten Sie von den beschriebenen potenziellen Symptomen von Speiseröhrenkrebs einzelne oder mehrere feststellen, verlieren Sie keine Zeit und suchen Sie einen Arzt auf.
Früherkennung steigert die Überlebenschancen
Wie bei allen Krebsarten gilt auch beim Ösophaguskarzinom: Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, auf Ihren Körper zu hören und Warnsignale ernst zu nehmen. Das heißt nicht, dass die Symptome gleich einen Krebs der Speiseröhre bedeuten müssen. Es ist jedoch wichtig, die Beschwerden von einem Arzt abklären zu lassen. Gerade langanhaltende Schluckbeschwerden oder Krämpfe der Speiseröhre sollten untersucht werden. Wird der Tumor rechtzeitig entdeckt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass nur die Schleimhautzellen der Speiseröhre betroffen sind. Ist das der Fall, kann die bösartige Geschwulst operativ entfernt werden. Hat der Tumor bereits mehr Gewebe eingenommen, wird die Behandlung schwieriger.
Speiseröhrenkrebs Wie wird die Diagnose gestellt?
Wer die Ahnung hegt, dass seine Beschwerden mit Speiseröhrenkrebs zusammenhängen könnten, sollte sich direkt an seinen Arzt wenden. In aller Regel führt dieser dann als erste Maßnahme eine Speiseröhren- und Magenspiegelung durch. Bei diesem Verfahren kann der Facharzt die Beschaffenheit der Speiseröhre und des Magens genau betrachten und gleichzeitig kleine Gewebeproben nehmen, die im Anschluss auf Tumorzellen untersucht werden. Entdeckt der Arzt entartete Zellen, definiert er daraufhin, ob es sich um ein Plattenepithelkarzinom oder ein Adenokarzinom handelt.
Wenn der Verdacht auf Speiseröhrenkrebs tatsächlich bestätigt wird, veranlasst der behandelnde Arzt mehrere Untersuchungen. Diese umfassen unter anderem:
- eine Ultraschalluntersuchung (auch von anderen Organen, um zu sehen, ob die Krebszellen bereits dorthin gestreut haben)
- eine Computertomografie (CT) oder
- eine Magnetresonanztomografie (MRT).
Mit diesen Verfahren kann der Arzt die Größe und Lage des Tumors genauer bestimmen, um im Anschluss die effektivste Therapiemethode herauszuarbeiten.
Behandlungsmöglichkeiten von Speiseröhrenkrebs
Ist die Diagnose eindeutig und damit der Speiseröhrenkrebs nachgewiesen, gibt es mehrere Therapiemöglichkeiten, die in Abhängigkeit vom Tumorstadium auch kombiniert werden können. Drei typische Beispiele:
- Um den Tumor zu verkleinern oder die damit verbundenen Symptome zu lindern, ist der erste Schritt oft eine Strahlen- und/oder Chemotherapie.
- In den meisten Fällen kann der Speiseröhrenkrebs danach operativ entfernt werden. Je nachdem, wo genau sich der Krebs befindet und wie weit er sich bereits ausgedehnt hat, wird die Speiseröhre teilweise oder komplett entfernt, wobei dann der Magen die fehlende Speiseröhre ersetzen muss. Der Magen wird in solch einem Fall zu einem dünnen Schlauch umgeformt (Schlauchmagen) und an einem kleinem Stück Restspeiseröhre befestigt.
- Eine weitere Möglichkeit ist zudem, das Wachstum des Tumors mit Antikörpern zu verlangsamen. Bei Patienten, die unter einem fortgeschrittenen Adenokarzinom leiden, geschieht das oft in Kombination mit einer Chemotherapie.
Was die individuell beste und erfolgversprechendste Therapiemethode ist, entscheidet der Arzt vor allem nach dem Stadium sowie der Lage des Ösophaguskarzinoms. Auch der Allgemeinzustand des Patienten spielt eine Rolle.
Betroffene, bei denen der Speiseröhrenkrebs bereits so weit fortgeschritten ist, dass keine Behandlung mehr möglich ist, können von palliativen (lindernden) Maßnahmen profitieren. Diese zielen darauf ab, die Schmerzen und Einschränkungen durch den Speiseröhrenkrebs erträglich zu machen. Dazu gehört beispielsweise das Einsetzten von Draht- oder Kunststoffröhrchen (Stent) an die verengte Stelle der Speiseröhre. Dadurch wird die Engstelle offengehalten das Schlucken wieder vereinfacht.
Verlauf und Prognose von Speiseröhrenkrebs
Das Ösophaguskarzinom wird in vielen Fällen leider erst spät entdeckt, wodurch die Lebenserwartung der Betroffenen sinkt. Das Problem: Umso länger der Tumor Zeit hat zu wachsen, desto weiter kann er sich auch verbreiten. Meistens befallen die Krebszellen dann die Lymphknoten oder andere Organe und bilden dort Metastasen (bösartige Tochtergeschwulste des Tumors), was die Heilung erschwert. Ist der Speiseröhrenkrebs fortgeschritten, überleben derzeit circa 20 Prozent der Patienten durchschnittlich fünf Jahre.2 Eine Heilung ist aber dennoch nicht völlig ausgeschlossen, vor allem, wenn die Krebserkrankung frühzeitig erkannt wird.
Der Speiseröhrenkrebs ist eine vergleichsweise seltene Krebserkrankung. Durchschnittlich leiden jährlich 5 von 100.000 Menschen in Deutschland daran. Besonders auffällig dabei: Betroffen sind überwiegend Männer im fortgeschrittenen Alter (zwischen 60 und 70 Jahren).3 Warum das der Fall ist, konnte noch nicht ausreichend erforscht werden.
Nachsorge ist individuell und abhängig vom Patienten
Der behandelnde Arzt entscheidet über die nächsten Schritte nach dem Eingriff, um einen möglichen Rückfall des Speiseröhrenkrebs zu verhindern. Der weitere Verlauf hängt in erster Linie von der vorhergehenden Behandlung ab.
- Der (meist kleine) Tumor konnte vollständig operativ entfernt werden beziehungsweise fand vor der OP eine Radiochemotherapie (Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie) statt: In der Regel ist die Behandlung nach der Beseitigung des Tumors abgeschlossen. Der Patient kann dann eine Rehabilitation beantragen, bei der nicht nur eine medizinische Nachversorgung, sondern auch die Rückkehr in den Alltag und Beruf eingeplant ist. Welche Reha-Maßnahmen benötigt werden, ist von Patient zu Patient verschieden.
- Vor der Operation erhielt der an Speiseröhrenkrebs Erkrankte nur eine Chemotherapie (und keine Strahlentherapie): In diesem Fall wird nach dem Entfernen des Tumors häufig noch eine weitere Chemotherapie veranlasst, um das Risiko des Wiederauftretens zu minimieren.
- Der Arzt stuft die Gefahr eines Krebs-Rückfalls als hoch ein oder der Tumor konnte nicht ganzheitlich entfernt werden: Dann kann nach der Operation eine Strahlen- und Chemotherapie folgen. Hat der Patient jedoch vorher bereits eine Strahlentherapie erhalten, ist eine weitere Strahlentherapie im Normalfall nicht mehr möglich.
Fazit: Wie die genaue Behandlung und Nachsorge des Ösophaguskarzinoms aussieht, entscheidet der behandelnde Arzt, nachdem er die Lage und Größe des Tumors genau bestimmt hat.
Kann ich einem Ösophaguskarzinom vorbeugen?
Eine Garantie, Speiseröhrenkrebs durch die Anpassung des eigenen Verhaltens zu verhindern, gibt es nicht. Aber: Sie können durch einen gesunden Lebenswandel die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung verringern.
Meiden Sie zur Vorbeugung:
- Alkohol
- Rauchen
- übermäßigen Stress
Wenn Sie diese Vermeidungsstrategie zusätzlich mit viel Bewegung und einer ausgewogenen Work-Life-Balance kombinieren, schonen Sie nicht nur Ihren Magen und Ihre Speiseröhre, sondern fühlen sich auch körperlich besser.