Was es zu beachten gibt

Bei Durchfall in der Schwangerschaft sollte man stets aufmerksam sein, da im Mutterleib ein Baby heranwächst, dessen Entwicklung von einer ausreichenden Versorgung mit Nährstoffen abhängig ist. Zwar schadet Diarrhö dem Ungeborenen nicht direkt – denn es liegt sicher in der Gebärmutter. Allerdings kann starker Durchfall zu einem Flüssigkeits- und Mineralienverlust bei der Schwangeren führen, der sich auch auf das Baby negativ auswirkt. Daher ist es durchaus möglich, dass es bei dem Ungeborenen zu einer geringeren Versorgung und in der Folge zur Fehlentwicklung kommt.

Was hat Durchfall in der Schwangerschaft zu bedeuten?


Diarrhö gehört nicht zu den typischen Beschwerden einer Schwangerschaft. Im Gegenteil, die Hormonumstellung des Körpers zur Einstellung auf die Schwangerschaft führt eher zu Verstopfung und Blähungen. Dennoch haben viele Frauen, besonders zu Beginn der Schwangerschaft, mit Durchfall zu kämpfen. Die Ursachen sind meist harmloser Natur:

  • Ernährungsumstellung: Häufig ändern Frauen, sobald sie erfahren, dass sie schwanger sind, ihre Lebensweise und beginnen damit, sich gesünder zu ernähren. Darauf müssen sich die Verdauungsorgane erst einstellen – zumal in der Regel jetzt mehr Ballaststoffe (zum Beispiel in Vollkornprodukten oder Gemüse enthalten) als vorher aufgenommen werden, die den Stuhl weicher machen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die betroffenen Frauen wieder in ihre alten Ernährungsgewohnheiten zurückfallen müssen. Nach einiger Zeit, wenn sich der Organismus an die neue Esskultur angepasst hat, verschwinden die Beschwerden von selbst.
  • Körperliche Veränderungen und Stress: Als Folge von allgemeinen Veränderungen (wie einer wachsenden Gebärmutter), die mit der Schwangerschaft einhergehen, kann Diarrhö als eine Art Stressreaktion des Organismus entstehen. Zudem ist die Schwangerschaft eine sehr aufregende Zeit, bei der neben Vorfreude oft ebenfalls Sorgen und Ängste aufkommen – auch hierbei reagiert der Körper unter Umständen mit Durchfall auf die psychische Belastung. In beiden Fällen sind die Symptome nur vorübergehend.
  • Geburtsvorbereitung: Vor der Geburt ist Durchfall oft normal. Die Kontraktionen (Zusammenziehen) der Gebärmutter bringen auch den Darm in Bewegung. Die Entleerung des Darms ist dabei kein zufälliger Nebeneffekt. Sie verringert auch die Gefahr, dass das Baby während der Geburt mit Bakterien aus dem Stuhl in Berührung kommt.

Daneben bestehen noch verschiedene andere Gründe für Durchfall, die nicht im direkten Zusammenhang mit der Schwangerschaft stehen. Mögliche Ursachen können beispielsweise eine bisher nicht erkannte Unverträglichkeit gegenüber Nahrungsmitteln (wie eine Laktoseintoleranz), ein verdorbener Magen oder eine Magen-Darm-Grippe sein.

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Durchfall und andere Magen-Darm-Beschwerden sind typisch für eine Gluten-Unverträglichkeit – weiß auch Nathalie. Sie selbst leidet seit einigen Jahren an der Erkrankung. Im Interview spricht sie über ihre Erfahrungen.

Magnesium als Auslöser für flüssigen Stuhl?

Vielen Frauen nehmen während der Schwangerschaft Magnesiumpräparate ein, um einem Mangel entgegenzuwirken. Allerdings kann es als Nebenwirkung davon zu kurzzeitigem Durchfall kommen.

Infektionserkrankungen in der Schwangerschaft als Auslöser für Durchfall


Frauen sind während der Schwangerschaft nicht immun gegen Krankheiten. Im Gegenteil, die Veränderungen, die mit der Schwangerschaft einhergehen, können das Immunsystem schwächen. Einer der häufigeren Gründe für Durchfall in der Schwangerschaft ist deshalb eine Infektion mit Bakterien oder Viren, wie dem bekannten Norovirus.

Die allerwenigsten Infektionen stellen eine Gefahr für das ungeborene Kind dar. Das heißt, bei der Behandlung kommt es vor allem darauf an, die Beschwerden möglichst schnell zu lindern und einem Flüssigkeitsverlust vorzubeugen.

Vorsicht bei Scheideninfektionen

Problematisch ist es unter Umständen, wenn der Stuhl bei Durchfall in das direkt daneben liegende Scheidenmilieu gelangt. Dabei kommt es gelegentlich zu einer bakteriellen Infektion der Scheide. Eine solche Infektion während der Schwangerschaft kann vorzeitige Wehen und eine Frühgeburt auslösen. Bei typischen Anzeichen, wie einem leicht fischig riechenden Ausfluss oder Juckreiz im Intimbereich, sollten Schwangere daher ihren Gynäkologen (Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe) aufsuchen. Vorbeugend ist es sinnvoll, sich nach dem Stuhlgang stets von vorne nach hinten zu säubern, damit möglichst keine Keime in den Intimbereich gelangen.

Gefahr Listeriose

Listeriose ist eine Krankheit, die durch Bakterien ausgelöst wird, welche sich im Erdboden, in tierischem Kot sowie in bestimmten Lebensmitteln befinden. Zu diesen gehören nicht pasteurisierte (kurzzeitig stark erhitzte) Milchprodukte, mit Schimmel veredelter Weichkäse, Muscheln und Meeresfrüchte sowie rohe oder zu kurz gekochte Fertiggerichte. Bemerkbar macht sich die Erkrankung, die vor allem während der Schwangerschaft problematisch ist, durch:

  • grippeähnliche Symptome wie Fieber und Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Durchfall

Mitunter treten aber gar keine oder nur sehr schwache Symptome auf. Trotzdem lässt sich die Erkrankung mittels einer mikrobiologischen Untersuchung des Bluts feststellen. Allgemein tritt die Listeriose bei Schwangeren eher selten auf (im Jahr 2016 wurden 22 Fälle bei Schwangeren gemeldet)

Folgen einer Listeriose

Listeriose ist mit Antibiotika therapierbar. Bleibt sie jedoch unbehandelt, besteht die Gefahr von Komplikationen – denn die Bakterien können die Plazentaschranke überwinden. Mögliche Folgen sind eine Fehl- oder Totgeburt des Kindes.2 Listeriose kann außerdem dafür sorgen, dass das neugeborene Baby mit einer schweren Erkrankung, wie beispielsweise einer Lungenentzündung oder einer Blutvergiftung zur Welt kommt.

Wann muss ich mit Durchfall zum Arzt?


Während der Schwangerschaft tragen Sie nicht nur die Verantwortung für Ihr eigenes Wohlergehen, sondern auch für das Ihres Kindes. Selbst wenn die allermeisten Schwangerschaften ohne Komplikationen verlaufen, ist es bei Durchfall sinnvoll, lieber einmal mehr zum Gynäkologen oder zur Hebamme zu gehen, als eine schwerwiegende Erkrankung zu spät zu erkennen.

Insbesondere in den folgenden Fällen ist eine frühzeitige Abklärung durch den Arzt ratsam:

  • Der Durchfall hält länger als drei Tage an und/oder ist sehr stark.3
  • Es bestehen weitere Symptome wie Erbrechen, Bauchkrämpfe oder Fieber.
  • Die Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit ist stark eingeschränkt.

Schnelles Handeln bei zu wenig Flüssigkeit

Gibt es bereits Anzeichen von Flüssigkeitsmangel, zum Beispiel keine Blasenentleerung über einen ungewöhnlich langen Zeitraum (im Durchschnitt wird am Tag vier- bis fünfmal Wasser gelassen)4, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen oder in die Notaufnahme eines Krankenhauses fahren.

Unter Umständen kommt es vor, dass der Stuhl während der Schwangerschaft eine dunklere Farbe annimmt als sonst üblich. Grund dafür können Eisenpräparate sein, die viele Schwangere einnehmen. Nicht selten haben sie eine dunkle Verfärbung des Kots zur Folge. Ist die Ausscheidung jedoch schwarz, ist es ratsam, zeitnah einen Mediziner zu konsultieren. Denn sogenannter Teerstuhl deutet auf Blutungen im Darm hin.

Hausmittel bei Durchfall: Auch für Schwangere geeignet


Im Grunde können Frauen, die in der Schwangerschaft an Durchfall leiden, auf ähnliche Hausmittel zurückgreifen wie Betroffene, die nicht schwanger sind. Folgende Maßnahmen helfen womöglich, Durchfall zu lindern und Flüssigkeitsverlust sowie – damit einhergehend – einem Nährstoffmangel vorzubeugen:

  • Eine Elektrolytlösung aus der Apotheke oder eine Tasse Brühe füllt den Elektrolythaushalt wieder auf.
  • Kamillentee wirkt beruhigend auf die Verdauungsorgane.
  • Viel Trinken (mindestens 1,5 Liter am Tag) wirkt dem Flüssigkeitsverlust entgegen.5 Gut geeignet ist Wasser oder ungesüßter Tee.
  • Nehmen Sie kleine Mahlzeiten mit leicht verdaulichen, stopfenden Lebensmitteln zu sich. Dazu gehören: Weißbrot, Zwieback, Karotten und Bananen.
  • Reichlich Ruhe und Entspannung fördern zudem das allgemeine Wohlbefinden.

Dennoch sollten Sie vor der Einnahme von Medikamenten immer einen Arzt konsultieren. Zum einen müssen potenzielle Nebenwirkungen für das Kind überprüft werden. Zum anderen wird der Mediziner vorher eine genaue Diagnose stellen, um auszuschließen, dass es sich bei dem Durchfall um eine Krankheit handelt, die für den Verlauf der Schwangerschaft gefährlich sein könnte und einer gezielten Behandlung bedarf.

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Peggy Richter Peggy Richter ist ausgebildete Journalistin und schreibt seit 2015 regelmäßig für kanyo®. Sie arbeitet gern an rechercheintensiven Themen und hat Freude daran, die komplexen und zum Teil widersprüchlichen Informationen rund um die Gesundheit so aufzubereiten, dass sie auch für Laien verständlich sind. Peggy Richter Autorin kanyo® mehr erfahren
Pauline Zäh Bereits als Kind wusste Pauline Zäh, dass sie einmal Redakteurin werden wollte. Lesen und Schreiben waren schon immer ihre großen Leidenschaften. Während des Journalismus-Studiums spezialisierte sie sich im Bereich Medizin. Für sie ein besonders wichtiges Feld, denn Gesundheit geht jeden etwas an. Von 2019 bis 2021 war sie Teil von kanyo®. Pauline Zäh Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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