Babys Verdauung: Das sollten Eltern wissen


Bei Neugeborenen ist das Verdauungssystem noch nicht vollständig ausgereift. Der Darm eines Säuglings muss erst lernen, die Nahrung zu verwerten. Das Organ ist nach der Geburt nahezu keimfrei, das heißt, ihm fehlen die lebenswichtigen Darmbakterien. Diese siedeln sich erst noch an – und das dauert seine Zeit.  

Da die Nahrung den Verdauungstrakt des Babys noch ungleichmäßig durchläuft, kann es folglich zu Gärungsprozessen und Gasbildung im Darm kommen. Verstärkt wird die Gasbildung dadurch, dass viele Babys beim Stillen oder der Flaschengabe Luft verschlucken. Diese und weitere Ursachen können dazu führen, dass es vor allem in den ersten Monaten zu Schwierigkeiten mit der Verdauung wie Blähungen kommt.

Blähungen als Grund für Dreimonatskoliken? 

Bei einigen Neugeborenen sind tatsächlich Blähungen und andere Verdauungsprobleme die Ursachen für schmerzhafte Koliken (krampfartige Schmerzen im Magen-Darm-Bereich) und extremes Schreien. Doch nicht immer ist die Verdauung schuld, auch Stress oder ein Schlafdefizit sind möglicherweise verantwortlich für die sogenannten Dreimonatskoliken.

Von schwarz bis hellgrün: Was verraten Stuhlfarbe und Konsistenz?


Der Stuhlgang eines Kindes durchläuft vor allem im ersten Lebensjahr enorme Veränderunge – von schwarz bis grün, weich bis fest ist fast alles dabei. In der Regel müssen sich Eltern keine Sorgen um Farbe und Konsistenz des kindlichen Kots machen. Allerdings: Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Welcher Stuhlgang beim Baby normal ist und wann Sie aufhorchen sollten, erfahren Sie nachstehen.

Grünlich bis schwarz – der erste Stuhlgang Ihres Babys

Eine zähflüssige, klebrige, teerartige, grünlich bis schwarze Masse – so sieht der erste Stuhl eines Neugeborenen aus. Auch wenn der Anblick für die meisten Eltern beunruhigend sein mag, so ist das sogenannte Mekonium (Kindspech) völlig normal. Es bedeutet sogar, dass die Verdauung des Kindes einwandfrei arbeitet. Denn mit dem weitestgehend geruchsneutralen Darminhalt wird all das ausgeschieden, was sich vor der Geburt im Darm angesammelt hat. Dazu gehören beispielsweise das Fruchtwasser, Verdauungssäfte und auch Schleimhaut- sowie Darmzellen.  

In der Regel findet sich das Mekonium einige Stunden bis drei Tage nach der Geburt in der Windel des Babys.1 Lässt das Kindspech länger auf sich warten, bedarf dies ärztlicher Abklärung. Warum die Ausscheidung ausbleibt, kann unterschiedliche Gründe haben: Beispielsweise ist es möglich, dass ein Darmverschluss beim Kind vorliegt. Oder auch bestimmte Medikamente, die Frauen während der Schwangerschaft eingenommen haben, führen mitunter zu einer verzögerten Entleerung.

Bräunlich bis grünlich-gelber Übergangsstuhlgang

Die Vormilch (Kolostrum) wird bereits während der Schwangerschaft gebildet und steht dem Säugling somit direkt nach der Geburt zur Verfügung. Dabei handelt es sich um sehr nährstoffreiche Milch, die das Baby in den ersten zwei bis drei Tagen sättigt.2 Zudem sorgt die Vormilch für eine angeregte Darmtätigkeit, was dazu führt, dass unter anderem das Kindspech rascher ausgeschieden wird.2 

Vermengt sich das Kindspech mit den ersten Nahrungsstühlen, kommt es zu einer Veränderung des Stuhlgangs: Typisch ist eine bräunlich bis grünlich-gelbe Färbung und eine weichere Konsistenz als sie das Mekonium aufweist. 

Gut zu wissen! 

Zwischen dem Übergang vom Kindspech zu den ersten Nahrungsstühlen ist es möglich, dass es zu einem Ausbleiben des Stuhlgangs kommt. Bleibt die Windel für ein bis zwei Tage leer, ist das aber noch kein Grund zur Sorge.1 Der Grund: Da Muttermilch vollständig verwertbar ist, kann es bei einigen Säuglingen sein, dass sie ihren hohen Nahrungsbedarf darüber decken und die gesamte Muttermilch verwerten. Somit wird kurzfristig kein Stuhl produziert. 

Hellgrün bis gelblich – der Muttermilchstuhl

Etwa ab dem vierten bis siebten Lebenstag kommt es zu weiteren Veränderungen in der Windel:3 Der sogenannte Muttermilchstuhl weist eine (hell-)grüne bis gelbliche Färbung auf und ist von cremig-breiiger Konsistenz. Zudem kann es anfangs zu krümeliger Beimengung kommen, der Muttermilchstuhl erinnert dann an gelben Hüttenkäse. Manchmal ist der Kot auch schaumig. Der Geruch des Muttermilchstuhls ist aromatisch und leicht süßlich.  

Grund für den veränderten Stuhlgang ist die Übergangsmilch. Etwa zwei Wochen lang wird sie gebildet, bevor sich der weibliche Körper auf die reife Muttermilch umstellt.4

Vorsicht vor dem „Spritzpups“!

Während der Zeit des Übergangsstuhlgangs sollten sich Eltern vor dem „Spritzpups“ in Acht nehmen. Denn hier ist der Name Programm: Aufgrund der Übergangsmilch kann es bei Stillbabys zu sehr hellen und dünnflüssigen Darmentleerungen kommen, die beim Windeln wechseln spontan abgehen – es kann also etwas „spritziger“ zugehen.

Stuhlgang bei Stillbabys und Flaschenkinder unterscheidet sich

Wie der Stuhlgang von Säuglingen beschaffen ist, hängt auch davon ab, ob sie gestillt werden oder aus der Flasche trinken. Bei Stillbabys erinnert der Stuhlgang in der Regel anfangs an flüssiges Rührei, der im Laufe der nächsten Monate dicker wird. Dem gegenüber kann der Stuhl bei Flaschenkindern zunächst sowohl weich als auch hart sein und Ton ähneln – abhängig davon, welche Bestandteile in der Flaschennahrung stecken. Basieren die Produkte beispielsweise auf Kuhmilch, reagieren viele Babys mit Verstopfung, da einige Nahrungsbestandteile schwer verdaulich sind. Zudem riecht der Stuhlgang von Flaschenkindern, im Gegensatz zu Babys, die Muttermilch bekommen, meist säuerlich und deutlich intensiver.

Aha!

Vom berühmten „Spritzpups“ sowie dem stark riechenden Milchstuhl bleiben Eltern von Flaschenbabys verschont.

Sobald Eltern die Ernährung ihres Kindes auf Brei umstellen, verändert sich der Stuhl erneut – er wird fester, riecht meist strenger. Die Stuhlfarbe hängt zudem davon ab, welche Lebensmittel gegessen wurden: So färbt grünes Gemüse, beispielsweise Spinat, den Stuhl grünlich, während rote Bete einen rötlichen Akzent setzt. Außerdem kann der Stuhl nun Bestandteile der festen Nahrung enthalten, beispielsweise Karottenstückchen oder auch ganze Maiskörner. 

Stuhlgang beim Baby: Wie häufig ist normal?


Nicht nur die Konsistenz des Kots, auch wie häufig der Stuhl ausgeschieden wird, hängt davon ab, ob es sich um Still- oder Flaschenbabys handelt. In den ersten Wochen haben Stillbabys mehrmals am Tag – in der Regel bei jeder Mahlzeit – Stuhlgang. Innerhalb von 24 Stunden kann es sein, dass Eltern zwei- bis zehnmal die Windeln des Kindes wechseln müssen.2  

Allerdings ist es durchaus möglich, dass die nächste Stuhlwindel ein paar Tage auf sich warten lässt – das ist beim Stillen normal und muss nicht zwangsläufig auf Verstopfung hindeuten. Wer sich dennoch unsicher ist, fragt am besten die Hebamme oder den Kinderarzt um Rat.

Wie unterschiedlich die Verdauung bei Stillbabys abläuft, veranschaulicht auch diese Faustregel:

„Fünfmal am Tag oder einmal alle fünf Tage!“

Ganz anders sieht hingegen die Stuhlhäufigkeit bei Flaschenkindern aus: Hier ist es völlig normal, wenn diese nur zwei- bis dreimal täglich eine Stuhlwindel haben.2 Zurückzuführen ist das auf einige Nahrungsbestandteile, die sich in künstlicher Babynahrung finden und für die Kleinen schwer verdaulich sind. 

Nach der Einführung von Beikost nimmt die Stuhlhäufigkeit meist ab – wie oft Kot ausgeschieden wird, variiert von Kind zu Kind. Kommt es jedoch zu sehr seltenem Stuhlgang und ist dieser zudem noch hart und trocken, deutet das auf eine Verstopfung hin. Zudem hat das Baby meist einen angespannten Bauch und weint beziehungsweise quengelt aufgrund von Bauchschmerzen vermehrt. Ist dies der Fall, sollten Eltern ihrem Schützling ausreichend Flüssigkeit zuführen, beispielsweise den Brei mit Wasser vermengen. Von stopfenden Lebensmitteln wie Bananen oder geriebenen Äpfeln, die vor allem bei Durchfall zum Einsatz kommen, ist besser abzusehen. Alternativ können Birnen oder Pfirsiche als Hausmittel angewandt werden, um die Verstopfung zu lösen. Ist dies nicht möglich oder leidet das Kind stark unter den Beschwerden, sollten Eltern mit ihrem Säugling einen Kinderarzt aufsuchen. 

Auffälliger Stuhlgang: Wann Sie besser den Kinderarzt aufsuchen


In der Regel müssen Sie sich keine Sorgen über die Stuhlbeschaffenheit Ihres Babys machen. Wer sich jedoch unsicher ist, ob Stuhlfarbe und -konsistenz normal sind, sollte dies bei der nächsten ärztlichen Untersuchung ansprechen. Der Besuch beim Kinderarzt ist auch dann anzuraten, wenn  

  • der Stuhlgang zu selten erfolgt, 
  • sich der Windelbereich entzündet hat oder 
  • das Baby häufig an Verdauungsbeschwerden wie Blähungen oder Bauchkrämpfen leidet.

Bitte beachten:

Lassen Sie sich vom Kinderarzt hinsichtlich Behandlungsmöglichkeiten beraten. Vor allem bei kleinen Kindern bedarf es hinsichtlich Dosierung und passender Wirkstoffe medizinischen Wissens – greifen Sie daher nicht selbstständig zu Arzneimitteln.

Aufhorchen sollten Eltern zudem, wenn der Windelinhalt ihres neugeborenen Babys folgende Auffälligkeiten aufweist:  

  • Grüner Stuhlgang: Sollte der Stuhl des Säuglings eine grünliche Farbe annehmen, schäumen und einen stechenden Geruch verbreiten, ist Vorsicht geboten. Hält dieser länger als einen Tag an, ist ein Besuch beim Kinderarzt angeraten, da es sich um eine Magen-Darm-Infektion handeln könnte. 
  • Schwarzer Kot: Eine Schwarzfärbung ist mitunter auf die Einnahme von Eisenpräparaten zurückzuführen. Sollte Ihr Kind keine solchen Medikamente einnehmen, lässt sich die Stuhlfarbe möglicherweise durch die Beimengung von Blut aus dem Magen-Darm-Trakt erklären. In diesem Fall sollten Sie einen Arzt aufsuchen.  
  • Weißlicher Stuhl: Ist der Stuhl entfärbt beziehungsweise weißlich, ist dies möglicherweise ein Hinweis auf eine ernsthafte Erkrankung. Beispielsweise darauf, dass die Gallenausscheidung gestört ist. Denn sind die Gallenwege verschlossen, können die Gallenfarbstoffe, die zur Färbung des Kots beitragen, nicht austreten.  
  • Blut: Findet sich Blut in der Windel, kann das unterschiedliche Gründe haben. Ist das Blut beispielsweise hellrot und der Stuhlgang fester, steckt womöglich eine Analfissur (Einrisse am After) dahinter. Dem gegenüber deutet schwarzes, dunkles Blut beispielsweise auf eine Entzündung hin, die vom Kinderarzt abgeklärt werden sollte. 
  • Durchfall: Eltern sollten aufpassen, sofern ihre Kinder häufiger an Durchfall und flüssigem Stuhl leiden. Ist dieser ungewöhnlich schaumig oder schleimig und riecht übel, kann es sich um eine Infektion handeln. Am besten ist es, einen Kinderarzt aufzusuchen.  
  • Verstopfung: Wenn von Muttermilch auf feste Nahrung umgestellt wird, stellt das Babys Darm meist vor eine Herausforderung. In der ersten Zeit kommt es deshalb häufiger zu Verstopfungen und festem Stuhl. Zeigen sich jedoch noch andere Symptome wie Hautausschläge oder Kreislaufbeschwerden, steckt möglicherweise eine Lebensmittelallergie wie eine Intoleranz gegenüber Kuhmilcheiweiß dahinter.  

Wer sich unsicher ist oder weitere Fragen hat, sollte nicht zögern und den Kinderarzt oder die Hebamme um Rat fragen.  

Das könnte Sie auch interessieren:
Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1 Jahn-Zöhrens, Ursula: Entspannt erleben: Babys 1. Jahr: Alles Wichtige: Ernährung, Schlafen, gesunde Entwicklung, Pflege. Stuttgart: TRIAS 20143. S.135.
  • 2 Praun, Manfred / Gebauer-Sesterhenn, Birgit: Das große GU Babybuch. München: GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH 2019. S. 173.
  • 3 Jahn-Zöhrens, Ursula: Entspannt erleben: Babys 1. Jahr: Alles Wichtige: Ernährung, Schlafen, gesunde Entwicklung, Pflege. Stuttgart: TRIAS 20143. S.122 f.
  • 4 Gebauer-Sesterhenn, Birgit / Villinger, Thomas: Schwangerschaft und Geburt. München: GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH 20127. S. 261.