Häufig gestellte Fragen zur Blinddarmentzündung


Wo tut es weh, wenn der Blinddarm entzündet ist?

Der Blinddarm liegt auf der rechten Seite, diagonal unterhalb des Bauchnabels. Allerdings ist es nicht der Blinddarm selbst, sondern sein Anhängsel, der Wurmfortsatz (Appendix), der sich entzündet. Daher auch der Name Appendizitis für Blinddarmentzündung.

Kann der Blinddarm auch auf der linken Seite sein?

In der Regel liegen der Blinddarm und sein Wurmfortsatz – der eigentlich bei einer Blinddarmentzündung Probleme bereitet –auf der rechten Seite. Bei linksseitigen Schmerzen kann eine Divertikulitis dahinterstecken. Hier entzünden sich die Ausstülpungen an der Darmwand und es kann zu ähnlichen Schmerzen wie bei einer Blinddarmentzündung kommen.

Was tun, wenn eine Blinddarmentzündung vorliegt?

Wenn Sie den Verdacht haben, dass eine akute Blinddarmentzündung (Appendizitis) vorliegt, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Eine rasche Diagnose und Behandlung (operative Entfernung des entzündeten Wurmfortsatzes) sind wichtig, um Komplikationen wie einen Blinddarmdurchbruch zu vermeiden.

Anatomie: Wo liegt der Blinddarm im Körper?


Responsive Image Viewer Infografik zum anatomischen Aufbau der Bauchorgane mit Vergrößerung des Blinddarms mit Wurmfortsatz

Gleich vorneweg: Der Blinddarm (Caecum) ist auf der rechten Seite zu finden. Das heißt, wenn Sie an sich herunterschauen, liegt der Blinddarm auf der rechten und nicht auf der linken Seite,  und zwar diagonal unterhalb des Bauchnabels.  

Unter dem Blinddarm versteht man das Anfangsstück des Dickdarms, das am Übergang zum Dünndarm nach unten in die Bauchhöhle ragt. Optisch ähnelt er einem kleinen, ungefüllten Luftballon oder Säckchen und ist zwischen 6 und 20 Zentimeter lang.1 

Der eigentliche Blinddarm endet im sogenannten Wurmfortsatz (Appendix vermiformis). Das Darmanhängsel ist etwa 2 bis 20 Zentimeter lang und 0,5 bis 1 Zentimeter dick.2 Der Wurmfortsatz ist es auch, der eigentlich bei einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) Probleme bereitet.  

Blinddarm: Überflüssiges oder nützliches Organ?


Dem weitverbreiteten Glauben zum Trotz: Der Blinddarm ist nicht überflüssig, er übernimmt mehrere wichtige Funktionen im Körper. Darunter fallen beispielsweise die folgenden Aufgaben:3,4

Infografik zu den drei wichtigsten Aufgaben des Blinddarms.
  • Der Blinddarm hält krankmachende Bakterien davon ab, in den Dünndarm zu gelangen. Das gelingt über die sogenannte Bauhin-Klappe (Ileozäkalklappe), die an der Verbindungsstelle zwischen Krummdarm (Ileum), dem letzten Abschnitt des Dünndarms, und dem Blinddarm (Caecum), dem Anfang des Dickdarms, liegt. Die Bauhin-Klappe öffnet sich nur in eine Richtung. Dehnt sich der Dünndarm aus, weil er voller Speisebrei ist, öffnet sich diese Klappe und transportiert den Brei weiter in Richtung Dickdarm. Ist allerdings der Dickdarm voller unverdauter Nahrung, bleibt die Klappe verschlossen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass keine Bakterien, die sich im Dickdarm ansiedeln, in den deutlich keimärmeren Dünndarm zurückgelangen. Wäre dies der Fall, würden schwere Infektionen drohen. 
  • Der Blinddarm ist zudem Teil des Immunsystems – und zwar als wichtiges Abwehrzentrum. Hilfe erhält er dabei vom Wurmfortsatz, dem kleinen Darmanhängsel. Beide bestehen zu einem Großteil aus lymphatischem Gewebe, das bei Eindringen von Krankheitserregern aktiv wird und Abwehrzellen bildet.  
  • Blinddarm und Wurmfortsatz beherbergen die intestinale Mikrobiota (umgangssprachlich Darmflora), die – falls nötig – von dort an den restlichen Dickdarm weitergegeben wird. Aufgabe der Darmflora ist es beispielsweise bei der Verdauung sowie Abwehr krankmachender Erreger zu helfen. Die Funktion ist unter anderem nach einer Durchfallerkrankung wichtig: Denn mit dem Stuhlgang werden viele gute Mikroorganismen mitgerissen. Der Blinddarm dient dahingehend als Rückzugsort für alle Mikroorganismen, die sich retten können, und von dort die Neubesiedelung des Darms starten. 

Kein Wurmfortsatz – geringeres Parkinsonrisiko?

Lange Zeit nahm die Wissenschaft an, dass der Wurmfortsatz ein überflüssiges Anhängsel des Blinddarms ist. Mittlerweile ist man sich über dessen Wichtigkeit im Zusammenhang mit dem Immunsystem bewusst. Dennoch: Wer an einer Blinddarmentzündung leidet, muss in der Regel operiert und der entzündete Wurmfortsatz entfernt werden. Das Positive daran könnte jedoch sein, dass das Risiko für die Entwicklung von Parkinson durch eine frühzeitige Entfernung sinkt (um 20 Prozent).5

Allerdings ist davon abzuraten, sich prophylaktisch den Wurmfortsatz entfernen zu lassen. Denn neben der Tatsache, dass der Appendix bei der körpereigenen Abwehr mitwirkt, sind sich Forscher noch nicht ganz sicher, warum genau es zu diesem Phänomen kommt. Bislang läge lediglich eine Korrelation zwischen Appendix-Entfernung und gesunkenem Parkinsonrisiko vor, die es weiter zu untersuchen gelte.

Blinddarmentzündung: Überblick zu Ursachen und Symptomen


Verstopft der Eingang des Wurmfortsatzes, können sich in dem kleinen Stück Darmbakterien ansammeln und letztlich zu einer Entzündung führen. Häufig sind es Kotsteine (verhärtete Stuhlreste), die zu einer Verstopfung führen. Seltener sind verschluckte Fremdkörper wie Kirsch-, Apfelkerne oder Parasiten, beispielsweise Würmer, Schuld an der verschlossenen Öffnung.

Ist der Eingang des Darmanhängsels versperrt, kommt es zu einer Entzündung. Typische Symptome für eine Appendizitis sind: 

  • Schmerzen im Oberbauch 
  • wandernder Schmerzen in Richtung rechter Unterbauch  
  • weitere Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung 
  • andere Symptome wie Fieber, erhöhter Puls oder verstärktes Schwitzen 

Charakteristisch ist auch, dass Patienten eine Schonhaltung beim Laufen einnehmen, da das Gehen zu Schmerzen führt. Auch das Heben des rechten Beines sorgt bei vielen Betroffenen für Probleme. 

Interessant: Die „Linksappendizitis“

Bei einer fortgeschrittenen Divertikulitis (entzündete Ausstülpungen der Darmschleimhaut) klagen einige Patienten über starke Schmerzen auf der linken Seite, die denen einer Blinddarmentzündung ähneln. Neben den krampfartigen Schmerzen im linken Unterbauch sind das beispielsweise Fieber oder Übelkeit. Vor allem wegen der häufig linksseitigen Schmerzen bezeichnet man die Divertikulitis daher auch als „Linksappendizitis“.

Selbsttest: Kommen die Bauchschmerzen von einer Blinddarmentzündung?


Wenn es im Bauch zwickt und zwackt, muss es nicht gleich eine Appendizitis sein. Doch wie finden Sie heraus, ob die Bauchschmerzen von einer Blinddarmentzündung kommen? Einen ersten Anhaltspunkt liefern die oben genannten Symptome, allen voran der Schmerz im rechten Unterbauch. Darüber hinaus kann ein kleiner Selbsttest weiterhelfen:6,7 

  • Legen Sie sich hin und ziehen Sie das rechte Bein an. Verstärken sich hierbei die Schmerzen, ist das meist ein Zeichen für eine Blinddarmentzündung. 
  • Üben Sie leichten Druck auf die schmerzende Stelle aus und lassen Sie wieder los. Beim sogenannten Loslassschmerz kommt es nach Entlastung beziehungsweise Druckausübung zu (stärkeren) Schmerzen. Ist dies der Fall, liegt das womöglich an einer Entzündung des Wurmfortsatzes.  
  • Wenn Kinder über Schmerzen im rechten Unterbauch klagen, lassen Sie sie eine Runde hüpfen oder husten. Verstärken sich die Beschwerden bei der Bewegung mit Erschütterung, kann dies ebenfalls auf eine Appendizitis hinweisen. 

Gut zu wissen ist noch, dass eine Blinddarmentzündung bei älteren Menschen schwerer festzustellen ist. Deren Beschwerden sind meist viel geringer ausgeprägt, weshalb sie relativ spät als Appendizitis erkannt werden.

Verdacht auf Appendizitis? Ab zum Arzt!

Wenn Sie vermuten, an einer Blinddarmentzündung erkrankt zu sein, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen – auch bei unklaren Bauchschmerzen. Eine rasche Diagnose und anschließende Behandlung – in den meisten Fällen eine operative Entfernung des Wurmfortsatzes – ist wichtig, da bei Nichtbehandlung ein Blinddarmdurchbruch droht. Hier gelangen Darminhalt und Bakterien in den Bauchraum, was zu einer lebensgefährlichen Bauchfellentzündung führen kann.

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