
Warum kommt es in der Schwangerschaft zur Verstopfung?
Zu den Ursachen einer Verstopfung (Obstipation) bei Schwangeren zählen:
- Hormonumstellung
- verlangsamte Darmbewegung
- weniger körperliche Aktivität
- eingeschränkter Platz für den Darm
- Behinderung des Nahrungsbreitransports
- Nahrungsergänzungsmittel
- neue Essgewohnheiten
- Stress
- verminderte Flüssigkeitsaufnahme
Vor allem die schwangerschaftsbedingten hormonellen Veränderungen (beispielsweise höhere Werte an Progesteron im Körper) sind wohl dafür verantwortlich, dass sich die Darmbewegung verlangsamt.1 Die Folge: Der Nahrungsbrei verbringt mehr Zeit im Darm, wo ihm Nährstoffe und Wasser entzogen werden. Das unterstützt die Ernährung des ungeborenen Kindes, macht aber den Stuhlgang härter, was bei der Ausscheidung oftmals Probleme bereitet.
Aha!
Mangelnde Bewegung kann ebenfalls dazu führen, dass sich die Darmtätigkeit verlangsamt. Gerade zu Beginn der Schwangerschaft sind viele Frauen sehr schlapp und müde und es fällt ihnen schwer, körperlich aktiv zu sein. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft kann zudem der immer größer werdende Bauch einigen werdenden Müttern die Lust an der Bewegung vermiesen.
Hinzu kommt, dass die Gebärmutter beziehungsweise das heranwachsende Baby mit fortschreitendem Schwangerschaftsverlauf dem Darm Platz wegnehmen und den Transport des Nahrungsbreis durch den Druck zusätzlich behindern.
Darüber hinaus können Nahrungsergänzungsmittel (zum Beispiel mit Eisen), die manche Frauen während der Schwangerschaft einnehmen, eine Verstopfung verursachen.2
Ebenso kann ein geänderter Speiseplan sich negativ auswirken, zum Beispiel, wenn eine sich sonst vegan ernährende Mutter ihrem heranwachsenden Kind zuliebe wieder tierische Produkte zu sich nimmt, um es bestmöglich mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Unter Umständen benötigt die Verdauung Zeit für die Gewöhnung an die „neuen“ Lebensmittel.
Wissenswert
Einige werdende Mütter empfinden, aufgrund ihrer neuen Rolle, Stress, Nervosität oder Ängste. Dabei scheinen sich diese Gemütszustände negativ auf die Darmtätigkeit auszuwirken beziehungsweise eine Verstopfung zu fördern. Dagegen helfen können zum Beispiel Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation.
Ein weiterer Faktor für eine Obstipation ist eine verminderte Aufnahme von Flüssigkeit. Schwangere tendieren beispielsweise in der Phase der Morgenübelkeit dazu. Essen und Trinken sind dann oft mühsam. Dabei sollte für eine gesunde Verdauung mindestens die täglich empfohlene Flüssigkeitsmenge für Erwachsene von 1,5 Litern getrunken werden.3
Weitere, generelle Verstopfungsursachen
Verstopfung tritt nicht nur während der Schwangerschaft auf. Sie kann allgemein viele Gründe haben:
- Bewegungsmangel aufgrund langer Arbeitstage am Schreibtisch,
- ballaststoffarme Kost durch die Verwendung schneller Fertiggerichte
- oder das Verkneifen des Stuhlgangs, weil mal wieder keine Zeit ist.
Verstopfung in der Schwangerschaft: Symptome und Begleiterscheinungen
Generell sprechen Experten von Verstopfung, wenn Betroffene weniger als 3 Stuhlgänge pro Woche haben.4 Allerdings ist die Häufigkeit allein nicht aussagekräftig, denn auch regelmäßiger Stuhlgang kann einigen Menschen große Mühe bereiten.
Eine Verstopfung kann demnach auch dann vorliegen, wenn:4
- der Kot sehr hart und klumpig ist, weshalb starkes Pressen erforderlich ist
- die Ausscheidung mühsam und mit Schmerzen verbunden ist
- die Entleerung unregelmäßig und/oder unvollständig ist
Zudem können weitere Begleiterscheinungen auftreten, so zum Beispiel:
- Appetitlosigkeit
- Unruhe
- Hämorrhoiden
Ist eine Verstopfung in der Schwangerschaft gefährlich?
Eine Verstopfung ist unangenehm – ob schwanger oder nicht. In den meisten Fällen ist sie jedoch harmlos und lässt sich mit Geduld, ausreichend Bewegung, Flüssigkeit und einer ballaststoffreichen Ernährung gut in den Griff bekommen.
Während der Schwangerschaft ist es dennoch sinnvoll, bei starker oder anhaltender Verstopfung einen Arzt zu konsultieren. So lässt sich zum Beispiel klären, ob ein Eisenpräparat oder ein anderes Nahrungsergänzungsmittel als Auslöser infrage kommt. Die vorhandene Verstopfung kann zudem Symptom einer anderen Krankheit sein, zum Beispiel Diabetes. Gute erste Anlaufstellen sind der behandelnde Frauenarzt oder der Hausarzt.
Kann starkes Pressen beim Stuhlgang eine Fehlgeburt auslösen?
Viele Schwangere fragen sich, ob eine Fehlgeburt durch starkes Pressen beim Stuhlgang möglich ist – besonders bei starker Verstopfung. Die gute Nachricht: In der Regel ist die Gebärmutter gut geschützt, und selbst intensiver Druck beim Toilettengang führt nicht zu einer Fehlgeburt.5
Was hilft bei Verstopfung in der Schwangerschaft?
Schwangere Frauen, die unter Verstopfung leiden, stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um die Verdauung sanft zu unterstützen. Folgende Maßnahmen gelten als wirksam und sind für Mutter und Kind unbedenklich:
Was können Sie bei einer Verstopfung in der Schwangerschaft noch tun?
Werdende Mütter können zum Beispiel auf Hausmittel setzen, die den Darm in Schwung bringen. Zu diesen zählen:
- Ausreichend Trinken: Möglicherweise steckt ein Flüssigkeitsentzug hinter dem harten Stuhl. Daher sollten Sie täglich mindestens 1,5 Liter — am besten Wasser oder ungesüßte Tees — trinken.3
- Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität bringt die Verdauung in Schwung. Schon tägliche Spaziergänge können helfen. Auch Schwimmen oder Schwangerschaftsyoga sind geeignete, sanfte Sportarten — selbst im letzten Trimester.
- Wärme: Eine Wärmflasche auf dem Bauch kann entspannend wirken und die Darmtätigkeit fördern. Achten Sie darauf, dass das eingefüllte Wasser nicht heißer als 40 Grad Celsius ist, um eine Überhitzung des Fötus zu vermeiden.6
- Ballaststoffreiche Kost: Vollkornprodukte, Obst, Gemüse sowie Leinsamen, Flohsamenschalen oder Kleie regen die Verdauung an. Wichtig: Immer ausreichend dazu trinken!
- Dörrobst: Getrockneten Früchte wie Aprikosen oder Zwetschgen können die Tätigkeit des Darms unterstützen und auf sanfte Art und Weise abführend wirken.7
Welche Medikamente können Sie bei einer Verstopfung in der Schwangerschaft nehmen?
Medikamente gegen Verstopfung in der Schwangerschaft sollten nur mit Vorsicht und in Rücksprache mit Arzt oder Hebamme eingenommen werden – denn nicht jedes Mittel ist in der Schwangerschaft geeignet oder zugelassen.
Es gibt jedoch einige gut verträgliche Optionen, die meist lokal oder auf natürlicher Basis wirken:
- Glycerinzäpfchen: Sie weichen den Kot auf, sodass er gleitfähiger und leichter ausscheidbar ist. Aufgrund der lokalen Anwendung ist die Belastung des Körpers sowie des ungeborenen Kindes gering.
- Einlauf: Auch ein Einlauf – am besten als sogenanntes Mikroklistier – kann eingesetzt werden, um den Stuhl zu erweichen. Diese Mini-Einläufe wirken lokal im Enddarm und sind besonders schonend, da sie nur eine kurze Spitze haben und den Darm nicht tief durchspülen.
- Natürliche Präparate: Sie basieren meist auf Flohsamen, Leinsamen oder Milchzucker und wirken mild regulierend auf die Verdauung. Flohsamen und Leinsamen quellen im Darm auf, wodurch sich das Stuhlvolumen erhöht und die natürliche Darmbewegung gefördert wird. Milchzucker wirkt hingegen leicht abführend, indem er Wasser in den Darm zieht.
Doch auch bei diesen gut verträglichen Optionen gilt: Fragen Sie vor der Anwendung Ihren behandelnden Arzt oder Apotheker um Rat.
Sind Abführmittel bei Verstopfung in der Schwangerschaft sinnvoll?
In der Schwangerschaft meist komplett von Abführmitteln abgeraten, weil ein potenzielles Risiko für vorzeitige Wehen besteht.8 Nur ein Arzt sollte entscheiden, ob der Einsatz eines Abführmittels gerechtfertigt ist.
Was können Schwangere bei Verstopfung essen?
Bei Verstopfung in der Schwangerschaft ist eine ballaststoffreiche Ernährung besonders wichtig. Empfehlenswert sind
- Vollkornprodukte,
- frisches Obst und Gemüse,
- Hülsenfrüchte sowie
- Trockenfrüchte wie Aprikosen oder Pflaumen.
Diese Lebensmittel fördern die Darmtätigkeit und machen den Stuhl geschmeidiger. Auch Leinsamen oder Flohsamenschalen — am besten eingerührt in Joghurt oder Müsli — können helfen. Achten Sie aber darauf, ausreichend zu trinken.
Worauf Sie besser verzichten, sind stopfende Nahrungsmittel. Dazu gehören unter anderem:
- Weißmehlprodukte
- Bananen
- schwarzer Tee
- dunkle Schokolade
Häufig gestellte Fragen zu Verstopfung in der Schwangerschaft
Mehrere Faktoren können zu Verstopfung in der Schwangerschaft führen. Dazu gehören hormonelle Veränderungen, der Druck der wachsenden Gebärmutter auf den Darm, die Einnahme von Eisenpräparaten sowie eine ballaststoffarme Ernährung und weniger Bewegung.
Zur Linderung von Verstopfung während der Schwangerschaft eignen sich beispielsweise folgende Maßnahmen und Hausmittel: ballaststoffreiche Ernährung (Verzehr von Vollkornprodukten, Obst und Gemüse), ausreichende Flüssigkeitszufuhr (täglich mindestens 1,5 Liter Wasser oder ungesüßten Tee trinken)3, regelmäßige Bewegung (Spaziergänge oder leichte körperliche Aktivität fördern die Darmtätigkeit) sowie Dörrobst (getrocknete Früchte wie Aprikose oder Zwetschge unterstützen die Tätigkeit des Darms).
Verstopfung ist zwar unangenehm, aber meist harmlos und mit angepassten Lebensgewohnheiten gut behandelbar. Bei starken Beschwerden in der Schwangerschaft sollte jedoch ein Arzt aufgesucht werden – idealerweise der Frauen- oder Hausarzt.