Zwerchfellbruch: Was ist das?


Beim Zwerchfell handelt es sich um eine breite Muskelplatte, die zwischen Brust und Bauch angesiedelt ist und deren Hauptaufgabe es ist, bei der Atmung mitzuwirken. Natürlicherweise hat sie drei Öffnungen, um nicht nur die Speiseröhre, sondern auch die Aorta (Hauptschlagader) und die untere Hohlvene hindurchzulassen. Daneben kann sie einige weitere, deutlich kleinere „Löcher“ aufweisen, die keinen medizinischen Zweck erfüllen.

Kommt es zum Zwerchfellbruch, weitet sich eine der Öffnungen und lässt einen Teil des Bauchinhalts nach oben in den Brustraum treten. In den meisten Fällen betrifft dies den Bereich um die Speiseröhre – woraufhin ein Teil des Magens durch das Zwerchfell gequetscht wird. Ärzte bezeichnen diese Erscheinung auch als Hiatushernie.

Die Medizin unterscheidet mehrere Typen einer Hiatushernie:

  • Typ I: axiale Hiatushernie
  • Typ II: paraösophageale Hiatushernie
  • Typ III: Mischung aus der paraösophagealen und axialen Hiatushernie
  • Typ IV: besonders große Weitung, die sogar für Organe wie den Darm durchlässig wird

Bei der axialen Hiatushernie verlagert sich der Mageneingang entlang der Längsachse – also senkrecht nach oben. In der Folge befinden sich sowohl der Mageneingang als auch andere Teile des Magens oberhalb des Zwerchfells.

Bei der paraösophagealen Hiatushernie hingegen verbleibt der Mageneingang unterhalb des Zwerchfells. Jedoch werden Anteile des Magens neben der Speiseröhre nach oben in den Brustraum gedrückt. Im seltenen Extremfall kann die paraösophageale Hiatushernie so weit fortschreiten, dass sich der komplette Magen in der Brusthöhle befindet (Upside-down-Magen).

Typische Symptome beim Zwerchfellbruch


Zu Beginn verursacht ein Zwerchfellbruch häufig noch keine Beschwerden. Erst wenn er weiter fortschreitet, entstehen körperliche Einschränkungen. Möglich sind dann folgende Symptome:

bei einer axialen Hiatushernie

bei einer paraösophagealen Hiatushernie

  • Schmerzen nach dem Essen
  • Druck im Bereich des Herzens
  • Kreislaufstörungen

Wird das Magengewebe durch den Zwerchfellbruch so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass es zu inneren Blutungen kommt, kann sich zusätzlich eine Blutarmut entwickeln. Sie wird meist erst durch Zufall bei einer Blutuntersuchung entdeckt.

Liegt eine Mischhernie (Typ III) vor, bilden sich in der Regel Beschwerden aus beiden Kategorien aus. Bei einem Zwerchfellbruch vom Typ IV sind die Symptome besonders stark ausgeprägt.

Wichtig: Sollten Sie eines oder mehrere der beschriebenen Symptome eines Zwerchfellbruchs bei sich beobachten, zögern Sie nicht und suchen Sie einen Arzt auf. Er kann nach der Durchführung einer gründlichen Untersuchung, falls nötig, eine geeignete Therapie einleiten.

Welche Ursachen hat ein Zwerchfellbruch?


Grundsätzlich lassen sich die Ursachen eines Zwerchfellbruchs in zwei Aspekten unterscheiden. Zum einen gibt es angeborene, zum anderen erworbene Ursachen einer Hiatushernie. Ein angeborener Defekt des Zwerchfells ist besonders häufig verantwortlich für eine paraösophageale Hiatushernie. Hier stehen den Betroffenen also kaum Möglichkeiten zur Verfügung, um der Ausbildung eines Zwerchfellbruchs entgegenzuwirken.

Für den senkrecht verlaufenden Zwerchfellbruch, also die axiale Hiatushernie, gibt es hingegen Ursachen, auf die man selbst – zumindest zum Teil – Einfluss hat. So nimmt beispielsweise das Risiko einer axialen Hiatushernie zu, wenn

  • der Betroffene starkes Übergewicht hat.
  • eine Schwangerschaft vorliegt (insbesondere in den letzten Schwangerschaftswochen).
  • häufig Bauchpressen (englisch: Crunches) durchgeführt werden, die dem Training der Bauchmuskulatur dienen.
  • der Betroffene beim Stuhlgang übermäßig pressen muss (zum Beispiel bei Verstopfung).

Der Druck auf die Organe im Bauchraum nimmt in diesen Fällen stark zu, sie werden nach oben gedrückt. Eine Gefahr, die sich im Liegen nochmals erhöht, wenn der Bauch auf dem Verdauungstrakt lastet. Und auch das Alter zählt zu den Risikofaktoren: Mit den Jahren werden Bänder, Bindegewebe und Muskeln lockerer – so findet der Magen leichter den Weg in den Brustraum.

Diagnose: Wie der Arzt den Zwerchfellbruch erkennt


Ist ein Zwerchfellbruch nur gering ausgeprägt, wird er in vielen Fällen – wenn überhaupt – nur durch Zufall entdeckt, beispielsweise wenn beim Patienten ohnehin eine Spiegelung der Speiseröhre oder des Magens ansteht.

Kommt der Betroffene dagegen mit konkreten Beschwerden zum Arzt, stehen diesem neben einer eingehenden Befragung und einer körperlichen Untersuchung auch diverse bildgebende Verfahren zur Verfügung. So kann er den Verdacht auf eine Hiatushernie entweder bestätigen oder aus der Welt schaffen.

Besonders häufig kommen folgende Methoden zum Einsatz:

  • Ultraschall
  • Röntgen (unter Umständen mit Schlucken von Kontrastmittelbrei)
  • Spiegelung von Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm
  • Speiseröhrendruckmessung
  • Magnetresonanztomografie (MRT)
  • Computertomografie (CT)

Dank ihnen kann sich der Arzt ein recht klares Bild davon machen, ob sich der Magen und eventuell weitere Organe tatsächlich nach oben hin verschoben haben.

Schwerer Zwerchfellbruch beim Baby

Wird bei einem Neugeborenen eine ausgeprägte, angeborene Hiatushernie festgestellt, ist schnelles Handeln gefragt. Das Kleine muss dann umgehend künstlich beatmet werden, da das Zwerchfell kaum in der Lage ist, die Atmung zu gewährleisten. An einer Operation führt in diesem Fall kein Weg vorbei.

Behandlung einer Hiatushernie


Hat der Arzt die Diagnose „Zwerchfellbruch“ gestellt, hängt die genaue Behandlung von der Schwere der Erkrankung ab. In leichten Fällen – wenn die Betroffenen also keinerlei oder nur wenige Einschränkungen verspüren – ist keine spezielle Therapie der Hiatushernie notwendig. Treten Symptome wie Sodbrennen oder saures Aufstoßen auf, können sie individuell behandelt werden. Um die Speiseröhre zu schonen, kommen daher meist Medikamente wie

  • Antazida (neutralisieren überschüssige Magensäure) oder
  • Protonenpumpenhemmer (reduzieren die Herstellung von Säure im Magen) zum Einsatz.

Entstehen dagegen gravierendere Beschwerden oder sind Schäden an den betroffenen Organen zu befürchten (zum Beispiel Krebserkrankungen oder ein Absterben von Gewebe), muss der Arzt einschreiten. Gemeinsam mit dem Patienten wägt er dann ab, ob der Zwerchfellbruch operativ behoben werden sollte. Ansonsten könnte sich die Öffnung im Zwerchfellbruch immer stärker weiten und daher auch zunehmend schwerwiegende Symptome oder akute Komplikationen nach sich ziehen.

Ziel der Zwerchfellbruch-OP ist es, die Magenanteile dort wieder anzusiedeln, wo sie eigentlich anatomisch hingehören. Der Chirurg hat dabei zwei Vorgehensweisen zur Auswahl:

  • OP an der offenen Bauchhöhle (hat eine größere Narbe zur Folge; wird oft bei umfangreicheren Operationen eingesetzt)
  • minimal-invasive OP (es werden lediglich mehrere kleine Schnitte gesetzt, durch die das spezielle Operationsbesteck eingeführt wird; mittels einer kleinen Kamera erhält der Chirurg Einblick in den Bauchraum)

Gemeinsam ist beiden Techniken, dass der Arzt dabei den Magen an seinen ursprünglichen Platz verschiebt und die Hiatushernie wieder verschließt. Anschließend kann er den Magen auch an umliegenden Strukturen befestigen, damit das Organ nicht erneut verrutscht.

Ist die Öffnung im Zwerchfell zu groß, um einfach wieder verengt zu werden, legt der Mediziner ein spezielles Netz über den Bruch, das dem Druck aus dem Bauchraum standhält und weder für Organe noch für Organteile durchlässig ist.

Kann man einem Zwerchfellbruch vorbeugen?

Eine genetisch bedingte Hiatushernie lässt sich leider durch keinerlei Maßnahmen beeinflussen. Steht allerdings ein erworbener Zwerchfellbruch im Raum, können Sie ihm durchaus Paroli bieten: Wenn Sie Ihren Lebensstil anpassen – also sich zum Beispiel gesund und ausgewogen ernähren, sich dazu genug bewegen, Ihr Normalgewicht halten, kurz vor dem Schlafengehen nichts essen und beim Toilettengang nicht zu stark pressen beziehungsweise auftretende Verstopfungen entsprechend behandeln –, besteht die Möglichkeit, dass es zu keinen Beschwerden kommt. Auch ein bereits bestehender Zwerchfellbruch kann so gelindert werden.

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Jan Henkel Jan Henkel wurde 1980 in Heidelberg geboren. Sein Studium schloss er als Diplom-Volkswirt und mit einem Magister erfolgreich ab. Heute ist er unter anderem als freiberuflicher Texter tätig und widmet sich vorrangig Themen aus dem Gesundheits- und Medizinbereich. Jan Henkel Autor kanyo® mehr erfahren
Jenni Graf Könnte Jenni Graf Blut sehen, wäre sie Ärztin geworden – da das aber leider nicht der Fall ist, hat sie sich für den deutlich unblutigeren Beruf der Medizinredakteurin entschieden. Nach ihrem Medizinjournalismus-Studium war sie von 2016 bis 2020 Teil von kanyo®. Jenni Graf Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren