Häufig gestellte Fragen zu Darmkrebs
Mögliche Anzeichen sind Blut oder Schleim im Stuhl, Wechsel von Durchfall und Verstopfung, übelriechender Kot, Schmerzen beim Stuhlgang und/oder anhaltende, krampfartige Bauchschmerzen
Der Arzt kann Tastuntersuchungen, einen Test auf okkultes (nicht sichtbares) Blut, eine Darmspiegelung, bildgebende Verfahren und Laboranalysen beim Patienten durchführen lassen.
Abhängig von der Beschaffenheit des Tumors können Strahlen- und Chemotherapien, spezielle Medikamente und/oder Operationen nötig sein.
Frühzeitig erkannt, ist Darmkrebs heilbar. Deshalb sind Vorsorgeuntersuchungen sehr wichtig.
Von der Darm- zur Tumorzelle
Das Wachstum und die Vermehrung von Körperzellen sind dank eines körpereigenen Kontrollmechanismus streng reguliert. Schaffen es Zellen, den Checkpoint des Überwachungssystems zu umgehen, vermehren sie sich unkontrolliert. Die Wucherungen können in umliegendes, gesundes Gewebe eindringen und es zerstören.
Wie kommt es, dass sich Zellen an der Kontrolle vorbeischmuggeln können? Mutationen – also Veränderungen am Erbmaterial – sind dafür verantwortlich. Sie können erblich bedingt sein oder im Lauf des Lebens entstehen. Diese Schäden werden möglicherweise durch Einflüsse wie Chemikalien, Lebensstil oder Infektionen hervorgerufen. Doch keine Angst: Meistens gelingt es dem Körper, die entstandenen Fehler im Erbmaterial zu korrigieren. Mit zunehmendem Alter geht diese Fähigkeit jedoch immer mehr verloren, deswegen sind besonders ältere Menschen gefährdet.2
Was ist Darmkrebs eigentlich?
Ist von Darmkrebs die Rede, geht es meistens um Tumore im Bereich des Dick- oder Enddarms. Bei 95 von 100 Darmkrebserkrankungen handelt es sich um bösartige Geschwulste in diesem Bereich des Verdauungstraktes.2 Entartete Zellen im Abschnitt des Dickdarms – auch bekannt als Kolonkarzinom (kolorektales Karzinom) – sind die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland.3 An erster Stelle steht bei Frauen Brustkrebs und bei Männern Prostatakrebs.4 Pro Jahr kommen hierzulande circa 65.000 Neuerkrankungen von Darmkrebs hinzu.4
Ein Darmtumor entsteht meistens aus Drüsenzellen der Schleimhaut. Zunächst bilden sich gutartige Wucherungen, sogenannte Adenome. Sie sind auch als Darmpolypen bekannt und gelten als Vorstufe von Darmkrebs.5 Ein solches Adenokarzinom ist die häufigste Tumorart im Darm. Weitere mögliche Varianten sind:1
- Tumoren aus hormonproduzierenden Zellen im Verdauungssystem: Sie werden ebenso als neuroendokrine Tumoren bezeichnet.
- Wucherungen aus Vorläuferzellen des Stütz- und Bindegewebes: Sogenannte Gastrointestinale Stromatumoren (GIST) können im gesamten Verdauungstrakt vorkommen.
- Bösartige Erkrankung des Lymphgewebes: Ein MALT-Lymphom bildet sich zwar hauptsächlich im Magen, kann in manchen Fällen aber in der Darmwand entstehen.
- Analkarzinome im Bereich um den Analrand oder im Analkanal:6 Sie können durch sexuell übertragbare humane Papillomviren ausgelöst werden.
Die ersten Anzeichen von Darmkrebs
Oft kommt im Zusammenhang mit Darmkrebs die Frage auf, wo im Körper Schmerzen oder Veränderungen auftreten. Die Erkrankung entwickelt sich schleichend und bringt besonders im frühen Stadium kaum Symptome mit sich. Trotzdem sollten Sie bei ungewöhnlichen Veränderungen aufmerksam werden. Mögliche Anzeichen von Darmkrebs sind:
- Blut- oder Schleimbeimengungen im Kot, sehr dünner, bleistiftartiger oder übelriechender Stuhl
- veränderte Konsistenz und Stuhlgangzeiten, wiederholt treten Durchfall oder Verstopfung auf, beziehungsweise ein Wechsel zwischen beidem
- Beschwerden wie starke Darmgeräusche, Blähungen, die in plötzlichen Stuhlabgang resultieren, oder häufiges Völlegefühl und Übelkeit
- andauernde Bauchkrämpfe oder Schmerzen beim Stuhlgang
Bemerken Sie bei sich unerklärbare Veränderungen, sollten Sie einen Arzt um Rat fragen. Es gibt zudem Symptome, wie starke Müdigkeit, Leistungsabfall oder vermehrter Nachtschweiß, die bei Darmkrebs vorkommen, aber auch auf andere Erkrankungen hinweisen können. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig einen Mediziner zu konsultieren.
Darmkrebs – wer ist gefährdet?
Pauschal kann diese Frage nicht beantwortet werden. Generell gilt: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, Tumoren im Darm zu entwickeln. Anders ist es, wenn bereits ein Familienmitglied ersten Grades (also Vater, Mutter oder Geschwister) von der Erkrankung betroffen ist. Denn in diesem Fall verdoppelt sich das Risiko, selbst an Darmkrebs zu erkranken.7 Sprechen Sie auch in jungen Jahren mit Ihrem Arzt über mögliche Früherkennungsuntersuchungen, wenn die Krankheit in der Familie schon vorgekommen ist.
Wie lässt sich ein Kolonkarzinom erkennen?
Für die Diagnose ist ein Gastroenterologe, Spezialist für den Verdauungstrakt, der richtige Ansprechpartner. Besteht der Verdacht, auf mögliche bösartige Veränderungen im Darm, gibt es verschiedene Untersuchungsmethoden, um Darmkrebs zu diagnostizieren:
- Tastuntersuchung: Hierbei tastet der Mediziner den Mastdarm mit dem Finger ab. Dabei kann er unter Umständen bereits Wucherungen erkennen.
- Untersuchung auf okkultes Blut: Der Begriff steht für „verborgenes“ Blut. Dabei wird der Stuhl im Labor getestet. Bereits kleine Mengen an Blut können ein Anzeichen für Darmkrebs sein, stammen in vielen Fällen aber auch von harmloseren Ursachen wie Polypen oder Hämorrhoiden. Um die von der Blutung betroffene Stelle im Darm und den Grund festzustellen, kommen weitere Analysemethoden zum Einsatz.
- Darmspiegelung (Koloskopie): Sie ist die gängigste und zuverlässigste Methode zur Früherkennung von Darmkrebs. Mit einem Endoskop (langer, dünner Schlauch), das eine Kamera sowie eine Lichtquelle am Ende trägt, kann der durchführende Arzt den End- und Dickdarm genauer analysieren. Auffälligkeiten wie Wucherungen können direkt mittels einer Metallschlinge entfernt und im Anschluss im Labor untersucht werden. Sind es bösartige Krebszellen, legt der behandelnde Arzt das weitere Vorgehen fest.
Handelt es sich bei der Veränderung im Darm um Krebs, gilt es, diesen genauer zu charakterisieren. Außerdem muss für weitere Behandlungsmaßnahmen klar sein, ob der Tumor sich schon im Körper verbreitet und Metastasen (Tochtergeschwulste) gebildet hat. Um das zu ermitteln, stehen bildgebende Verfahren wie die Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT) und die Computertomographie (CT) zur Verfügung. Ebenso sind Laboruntersuchungen hilfreich, um sogenannte Tumormarker im Blut festzustellen.
Kurz erklärt: Tumormarker
Dabei handelt es sich um Stoffe im Blut, die auf eine Krebserkrankung hindeuten können. Sie werden unter anderem von Tumorzellen selbst gebildet. Aber auch gesunde Zellen schütten sie in manchen Fällen als Antwort auf einen Tumor aus.
Darmkrebs: Einteilung in Stadien
Der Fachbegriff zur Einteilung des Tumors in Stadien lautet „Staging“. Damit dies erfolgen kann, benötigt es einige Untersuchungen, die oft bis zu einigen Wochen dauern.8 Dabei wird ermittelt, wie weit sich der Krebs schon entwickelt hat. Verschiedene Kriterien entscheiden am Ende in welchem Darmkrebs-Stadium sich der Patient befindet. Folgende Stadien gibt es:
- Stadium 0: In dieser sehr frühen Form von Darmkrebs sind noch keine Krebszellen in der Darmwand vorzufinden. Eine operative Entfernung der Wucherung ist ausreichend.
- Stadium I: Der Tumor ist auf die Darmschleimhaut begrenzt und eventuell zu den Muskeln der Darmwand vorgedrungen. Auch hier genügt es, die bösartige Geschwulst durch einen chirurgischen Eingriff zu beseitigen.
- Stadium II: Die Krebszellen sind zwar noch nicht bis in die benachbarten Lymphknoten oder Organe vorgedrungen, haben aber die äußere Darmwand eingenommen. Eventuell haben sie diese durchbrochen und sind in den Bauchraum eingewachsen. Oft genügt hier ein operativer Eingriff, je nach Status kann aber eine anschließende Chemotherapie zur Sicherheit angeordnet werden.
- Stadium III: Umliegende Lymphknoten sind bereits mit Krebszellen befallen, Metastasen in anderen Geweben oder Organen haben sich noch nicht gebildet. Um nach der Entfernung ein Wiederauftreten des Krebses zu vermeiden, erhalten Patienten normalerweise eine Chemotherapie im Anschluss an die Operation. Abhängig vom Status und der Lage des Tumors, kann auch eine Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie nötig sein.
- Stadium IV: Es konnten bereits Fernmetastasen (Tochtergeschwulste in anderen Organen oder Geweben) festgestellt werden, ein Befall der Lymphknoten ist möglich. Eine Operation ist nur bei Beschwerden sinnvoll oder wenn der Arzt einige Metastasen sowie den Tumor komplett entfernen kann. Eine Heilung ist in diesem Stadium in der Regel nicht mehr möglich. Zur Verbesserung der Lebensqualität und Verlängerung der Lebenszeit erhält der Betroffene Medikamente. 8,9,10
Zur genauen Charakterisierung nutzen Ärzte die sogenannte TNM-Klassifikation.
- „T“ steht für Tumor und beschreibt dessen Größe und Ausdehnung.
- „N“ ist die Bezeichnung für Lymphknoten und gibt an, ob die angrenzenden Lymphknoten bereits befallen sind.
- „M“ klassifiziert, ob Metastasen vorhanden sind.
Zur Feineinteilung erhält jeder Buchstabe je nach Ausprägung eine Zahl. So bedeutet beispielsweise „T1N0M0“, dass der Darmkrebs nur die Schleimhaut befallen hat, keine Lymphknoten in Mitleidenschaft gezogen wurden und keine Metastasen existieren.7
Wie schnell wächst Darmkrebs?
Polypen gelten als Vorstufe von Darmkrebs. Es wird davon ausgegangen, dass etwa 5 von 100 Polypen im Verlauf von circa zehn Jahren sich zu Krebs entwickeln.11 Steht die Diagnose Kolonkarzinom fest, gilt es für Mediziner, die Aggressivität des Tumors zu bestimmen.
Zur Einschätzung des Wachstumsverhaltens nutzen Spezialisten das sogenannte „Grading“ (englisch: Abstufung). Damit legen sie fest, wie sehr sich die Tumorzellen von gesunden Zellen der Darmschleimhaut unterscheiden. Folgende Einteilung ist hierbei gängig:
- Grad 1 (G1): Zellen, die gesunden Schleimhautzellen ähneln, werden als G1 eingeordnet.
- Grad 2 (G2): Die Zellen sind mäßig differenziert. Das bedeutet, sie ähneln den normalen Zellen noch, weisen aber schon mehr Eigenschaften einer Tumorzelle auf.
- Grad 3 (G3): Die Tumorzellen unterscheiden sich stark von gesunden Darmschleimhautzellen. Die Prognose für den Patienten ist ungünstiger als bei G1 und G2 Tumoren.
- Grad 4 (G4): Es besteht keine Ähnlichkeit mehr zwischen den Tumorzellen und den normalen. Man beschreibt sie auch als völlig undifferenziert. 8
Je höher die Gradingstufe des Tumors ausfällt, desto aggressiver ist er. Krebs der niedrigen Stufen kann eine bessere Heilungschance mit sich bringen.
Wann steht die Darmkrebsvorsorge an?
Männer, die an Darmkrebs erkranken, weisen ein durchschnittliches Alter von 69 – Frauen von 75 – Jahren auf.12 Viele fragen sich daher, wann eine Darmkrebsvorsorge sinnvoll ist. Da das Kolonkarzinom überwiegend ab dem 50. Lebensjahr auftritt, können gesetzlich Versicherte zwischen 50 und 54 Jahren kostenlos einen Test auf okkultes (nicht sichtbares) Blut durchführen lassen – das Angebot ist jährlich möglich. Eine Früherkennung von Darmkrebs mittels einer Darmspiegelung, sollten Männer ab 50 (da sie ein höheres Darmkrebsrisiko haben) und Frauen ab 55 in Erwägung ziehen. Zweimal kann diese in Abstand von zehn Jahren in Anspruch genommen werden.13
Anders ist es allerdings, wenn in der Familie bereits ein Kolonkarzinom-Fall bekannt ist. Dann sollten Sie auch schon in jungen Jahren mit Ihrem Arzt über eine mögliche Vorsorge sprechen. Denn: Ihr persönliches Risiko an Darmkrebs zu erkranken, ist dann um das Doppelte erhöht.14 Wurde bei mehreren Familienmitgliedern Darmkrebs festgestellt, oder die Erkrankung vor dem 50. Lebensjahr diagnostiziert, ist das Risiko sogar drei- bis vierfach so hoch.
Der richtige Ansprechpartner
Welcher Arzt ist überhaupt der richtige Ansprechpartner beim Thema Darmkrebs? Und wer macht die Darmkrebsvorsorge? Wenn Sie sich für eine Vorsorgeuntersuchung interessieren, sollten Sie zunächst mit Ihrem Hausarzt darüber sprechen. Er kann Sie dann an einen Gastroenterologen (Spezialist für den Magen-Darm-Trakt) überweisen. Meist haben diese Praxen, in denen eine Darmspiegelung durchgeführt werden kann. Reicht eine Stuhlprobe als Nachweis aus, erhalten Sie den dafür notwendigen Test von Ihrem Hausarzt. Die Probe wird im Labor ausgewertet.
Behandlung bei Darmkrebs ist individuell
Die Therapiemethoden bei Darmkrebs hängen von der Art und dem Fortschritt des Tumors ab. Die Behandlung wird vom Spezialisten nach genauer Untersuchung festgelegt.
Befindet sich der Krebs noch in einem frühen Stadium, wird der Patient operiert. Ist der Enddarm in der Nähe des Schließmuskels betroffen, kann es sein, dass ein künstlicher Darmausgang einzusetzen ist. Krebs im Enddarm kann manchmal eine Bestrahlung mit oder ohne Chemotherapie im Vorfeld benötigen.15 Liegen die Krebszellen im Dickdarm, kommen diese Methoden meist nach Entfernung des Tumors zum Tragen. Auch zielgerichtete Medikamente, die in das Wachstum der Krebszellen eingreifen, werden unter Umständen unterstützend zur Chemotherapie verschrieben.16 Sie können das Krebswachstum verlangsamen.
Ausnahme Darmverschluss:
Kommt es aufgrund des Tumors zu einem Verschluss des Darmes, ist dies ein Notfall. Der Betroffene muss sofort operiert werden. Meist wird der Darmkrebs erst in Folge des Darmverschlusses entdeckt.
Wie lange eine Behandlung von Darmkrebs dauert, ist genau wie die Art der Therapie individuell. Muss sich der Patient einer Chemotherapie unterziehen, wechselt diese zwischen Behandlungs- und Erholungsphasen. Die Zeitspanne eines Zyklus (von Beginn der Therapiephase bis Ende der Erholung) liegt bei Darmkrebs oft bei zwei bis drei Wochen.17 Wie viele Chemotherapien notwendig sind, hängt von der Verbesserung der Krebserkrankung ab. In jedem Fall liegt die Entscheidung bei einem Spezialisten für Krebs (Onkologe).
Heilungschancen bei Darmkrebs
Darmkrebs ist meist heilbar – solange er frühzeitig erkannt wird. Deswegen ist es auch so wichtig, die Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung wahrzunehmen. Die Lebenserwartung ist abhängig vom Stadium des Kolonkarzinoms zum Zeitpunkt der Diagnose. Fünf Jahre nach Ausbruch des Kolonkarzinoms gelten folgende Überlebensraten:18
- Stadium I: 95 Prozent
- Stadium II: 90 Prozent
- Stadium III: 65 Prozent
- Stadium IV: 5 Prozent
Wichtig ist für Patienten in jedem Fall auch nach erfolgreicher Behandlung regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen. Ständige Kontrollen innerhalb der ersten fünf Jahre nach Therapieabschluss sind unerlässlich, um eine Rückkehr der Krebszellen auszuschließen.19