Leaky-Gut-Syndrom auf einen Blick:
- Definition: durchlässiger Darm
- Ursachen: zum Beispiel ungesunde Ernährung oder Lebensstil, Vitalstoffmangel, Erkrankungen des Verdauungstraktes
- Symptome: Magen-Darm-Beschwerden, aber auch Morbus Crohn oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Folgen: meist Autoimmunreaktionen wie Allergien
- Diagnose: mittels Tests über Urin oder Blut
- Therapie: Aufbau der Darmschleimhaut und Darmflora
Was genau passiert beim Leaky Gut?
Ein Zeitraum von wenigen Wochen bis zu anderthalb Jahren ist möglich.
Bei gesunden Menschen ist die Darmschleimhaut nur für Wasser und wichtige Nährstoffe durchlässig, sodass diese in den Blutkreislauf gelangen können. Schmale Verbindungen aus Membranproteinen, sogenannte „Tight Junctions“ (lat. Zonula occludens, im Deutschen „dichte Verbindungen“), verschließen den Zellzwischenraum und bestimmen, welche Stoffe von der Darmschleimhaut ins Blut passieren dürfen. Somit besitzen sie eine Barrierefunktion, sind aber gleichzeitig auch als Durchgang zu begreifen.
Die Durchlässigkeit dieser Barrieren ist beim Leaky-Gut-Syndrom erhöht. Stoffe, die normalerweise über den Stuhl ausgeschieden werden, haben nun ebenfalls die Möglichkeit, die Durchgänge zu passieren und finden so den Weg in den Blutkreislauf. Dazu gehören Giftstoffe, Krankheitserreger oder Allergieauslöser (Allergene). Das Immunsystem ist mit dieser Flut an schädlichen Stoffen überfordert, sodass in der Folge zu weitreichenden Beschwerden kommt.
Zahlreiche Ursachen begünstigen das Leaky-Gut-Syndrom
Die Ursachen für eine Schädigung der Darmschleimhaut sind vielfältig. Einfluss können unter anderem folgende Faktoren haben:
- ungesunde Ernährung (besonders zuckerhaltige, fette Lebensmittel, viel Kaffee oder koffeinhaltiger Tee)
- regelmäßiger Alkohol- und/oder Nikotinkonsum
- Erkrankungen des Verdauungstraktes, zum Beispiel Morbus-Crohn oder Zöliakie (chronisch-entzündliche Darmerkrankung)
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten, zum Beispiel gegen Laktose oder Gluten
- Vitalstoffmangel, unter anderem Magnesium- oder Calciummangel
- Einnahme bestimmter Medikamente wie Antibiotika, Kortison oder Schmerzmittel
- übermäßiger Stress
- Pilze, Pilztoxine, Bakterien, Viren oder Parasiten
All diese Aspekte können dazu führen, dass die Schleimschicht im Darm dünner und damit durchlässiger wird. Dadurch verringert sich die Anzahl der sekretorischen Immunglobuline A (sIgA). Das sind Antikörper des Immunsystems, die im Darm eine wichtige Rolle bei der Beseitigung von Schadstoffen spielen. Eine Störung der Darmflora kann die Folge sein und wiederrum dazu führen, dass die Tight Junctions porös werden.
Symptome So äußert sich ein durchlässiger Darm
Ebenso zahlreich, wie die möglichen Auslöser des Leaky-Gut-Syndroms, sind dessen Symptome. Im Bereich des Verdauungstraktes kann es zu:
oder anderen Reizdarmbeschwerden kommen. Häufig sind auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten zum Beispiel gegen Gluten oder Laktose, Folge eines durchlässigen Darms.
Da sich ein großer Teil des Immunsystems in diesem Organ befindet, können Beschwerden am ganzen Körper auftreten. Viele Symptome würde der Laie zunächst vermutlich nicht direkt mit der Verdauung in Verbindung bringen, zum Beispiel:
- Hauterkrankungen, unter anderem Schuppenflechte, Ekzeme, Neurodermitis oder Akne
- psychische Symptome, zum Beispiel Konzentrationsschwierigkeiten, Nervosität, chronische Müdigkeit, Stimmungsschwankungen oder Depressionen
- Erkrankungen am Stütz- und Bewegungsapparat, beispielsweise Rheuma, Arthritis oder Osteoporose
- weitere Symptome wie Migräne, niedriger Blutdruck, verstopfte Nase oder Asthma
Das Leaky-Gut-Syndrom kann den gesamten Körper und damit auch die Lebensqualität beeinflussen.
Allergien aufgrund eines durchlässigen Darms
Liegt ein Leaky Gut vor, können Giftstoffe, unverdaute Partikel und Pilze, aber auch Allergene ins Blut gelangen. Die Folge ist eine Immunreaktion: Das Immunsystem erkennt die Fremdkörper und bildet daraufhin Entzündungsstoffe und Antikörper. Für Betroffene ist das sehr problematisch.
Zum einen können verschiedene Allergien entstehen, wenn bestimmte Stoffe durch die Darmbarriere in den Blutkreislauf gelangen und dort die Bildung von Antikörpern auslösen. Zum anderen kann es zu Verwechslungen kommen, da die eingedrungenen Fremdkörper oft eine ähnliche Struktur aufweisen, wie das eigene, gesunde Gewebe. Das Immunsystem richtet sich mit den gebildeten Antikörpern in diesem Fall gegen die körpereigenen Zellen und kann so organspezifische oder systemische Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel Morbus Crohn, Multiple Sklerose, Colitis ulcerosa oder rheumatoide Arthritis hervorrufen.
Zonulin im Stuhl Diagnosemöglichkeiten eines Leaky Guts
Es gibt verschiedene Methoden, einen Leaky Gut festzustellen. Eine davon ist der Zonulin-Test. Zonulin ist ein Protein, das die Brücken zwischen der Darmschleimhaut und dem Blutfluss erweitern kann und so die Durchlässigkeit verstärkt. Es wird bei bestimmten Reizen von der Darmschleimhaut abgegeben. Anhand eines Tests kann der Zonulin-Wert im Blutserum bestimmt werden. Je höher dieser Wert ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Leaky-Gut-Syndroms.
Eine weitere Möglichkeit der Diagnose ist der Lactulose-Mannitol-Test. Hierzu wird morgens auf nüchternen Magen eine Lösung eingenommen, die die Zuckerarten Lactulose und Mannitol enthält. Diese werden im Dünndarm nicht verstoffwechselt. Mannitol wird über die Darmschleimhaut aufgenommen und mit dem Urin wieder aus dem Körper geschieden. Lactulose hingegen besitzt größere Moleküle – es wird daher nur in verringerter Menge vom Darm resorbiert und mit dem Urin wieder hinausbefördert. Ist die Darmschleimhaut jedoch weniger aktiv und damit durchlässiger, wie es bei Leaky Gut der Fall ist, wird mehr Mannitol in den Urin abgegeben. Auch die größeren Lactulose-Moleküle können vermehrt im Urin nachgewiesen werden. Die unübliche Gewichtung der beiden Zucker kann ebenfalls auf ein Leaky-Gut-Syndrom schließen lassen.
Therapie Aufbau und Regeneration der Darmflora
Die Therapie des Leaky-Gut-Syndroms zielt in erster Linie darauf ab, die
- Barrierefunktion der Darmschleimhaut sowie
- eine gesunde Darmflora wiederherzustellen.
Um das zu erreichen, werden verschiedene Maßnahmen eingeleitet, deren Gelingen vor allem von der Geduld und der Mitarbeit des Patienten abhängt. Denn eine medikamentöse Therapie, die die Ursache behandelt, gibt es nicht. Wurden vermehrt Pilze im Darm festgestellt, empfiehlt sich allerdings eine ergänzende Behandlung mit Antimykotika (Mittel gegen Infektionen mit Pilzen, sogenannten Mykosen). Auch das Diabetes-Medikament Metformin findet oftmals Anwendung beim Leaky-Gut-Syndrom, da es die Darmschleimhaut positiv beeinflussen kann.
Ernährungstipps bei Leaky Gut
Wichtig ist vor allem, die Ernährung und Lebensweise umzustellen, damit sich ein durchlässiger Darm regenerieren kann. Dazu gehört, folgende Faktoren zu vermeiden:
- Stress
- bestimmte Lebensmittel wie Zucker, Weißmehl und Zusatzstoffe
- individuell unverträgliche Nahrungsmittel
- Medikamente, die einen durchlässigen Darm begünstigen (zum Beispiel Antibiotika, Kortison oder Schmerzmittel). Wichtig: Setzen Sie Arzneimittel nicht ohne die Absprache mit einem Arzt ab!
Eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung ist zudem hilfreich, um die geschädigten Darmwände zu reparieren. Diese Lebensmittel können sich positiv auf die Regeneration auswirken:
- aufgeweichte Chia- oder Leinsamen
- verdauungsfördernde Tees, beispielsweise aus Fenchel oder Pfefferminze
- Obst und Gemüse
- bekömmliche Vollkornprodukte (Müsli oder Vollkornknäckebrot)
- probiotische Nahrungsmittel wie Buttermilch, Naturjoghurt oder Sauerkraut
- präbiotische Lebensmittel, zum Beispiel Chicorée, Artischocke oder Pastinake
Pro- und präbiotisch: Was ist eigentlich der Unterschied?
Probiotika sind Mikroorganismen, die durch die Einnahme bestimmter Nahrungsmittel in den Darm gelangen und dort für eine gesunde Darmflora sorgen können. Es handelt sich dabei hauptsächlich um sogenannte Milchsäure- und Bifidobakterien.
Als Präbiotika werden hingegen bestimmte Kohlenhydrate, sogenannte Oligosaccharide, bezeichnet, die sich positiv auf die Aktivität der Milchsäure- und Bifidobakterien im Darm auswirken.
Wie lange es dauert, bis die Darmflora wieder intakt ist, richtet sich danach, wie viel Schaden sie genommen hat.