Möglichkeiten und Grenzen der medikamentösen Behandlung
Bereits eine geringe Vergrößerung der Hämorrhoiden kann zu unangenehmen Symptomen wie Nässen, Brennen, Juckreiz oder Schmerzen im Analbereich führen. Die Beschwerden nehmen mit steigendem Schweregrad des Hämorrhoidalleidens zu – und hieran orientiert sich auch die Behandlung.
Eine konservative Therapie, beispielsweise mit Salben oder Zäpfchen, kommt vorrangig zum Einsatz bei Hämorrhoiden
- 1. Grades (Gefäßpolster sind nur leicht geschwollen) und
- 2. Grades (erweiterte Schwellkörper treten beispielsweise bei der Stuhlentleerung nach außen, gleiten aber wieder in den Körper zurück).1
Ziel ist es, die Krankheitszeichen zu mildern sowie zu erreichen, dass sich die vergrößerten Hämorrhoiden zurückbilden.
„Warum ich?“ – Faktoren, die ein Hämorrhoidalleiden begünstigen
Minimal-invasive, nicht operative Eingriffe bei Hämorrhoiden Grad 1 und 2
Während des 1. und 2. Schweregrades sind auch minimal-invasive Methoden geeignet.2 Diese werden im Folgenden kurz vorgestellt.
Sklerosierungstherapie
Hierbei bringt der Facharzt ein spezielles Instrument (Proktoskop) in den Analkanal ein, durch das er anschließend ein Verödungsmittel dicht oberhalb des Hämorrhoidalknotens einspritzt. Die Folgen des ambulant erfolgenden Eingriffs: Der verabreichte Wirkstoff ruft eine Entzündungsreaktion hervor, woraufhin die Blutzufuhr zum behandelten Gewebe verringert wird und die Hämorrhoiden schrumpfen. Der Patient braucht jedoch etwas Geduld: In der Regel sind drei bis fünf Behandlungen notwendig, bis die Therapie Wirkung zeigt.3 Die Nebenwirkungen sind gering, aber wie bei jedem Eingriff auch bei der Sklerosierungstherapie nicht gänzlich auszuschließen. Beispielsweise können ein Druckgefühl im Bereich des Afters sowie leichte Blutungen auftreten.
Die Sklerosierungstherapie ist nicht anwendbar bei
- akut entzündeten Hämorrhoiden,
- schwerem Bluthochdruck,
- Thromboseneigung (Blutgerinnsel im Blutgefäß),
- Schwangerschaft und
- entzündliche Darmerkrankungen.
Gummibandligatur
Eine Alternative zur Sklerosierungstherapie stellt die Gummibandligatur dar, die meist im Stadium 2 des Hämorrhoidalleidens und ambulant durchgeführt wird.4 Der Arzt saugt die vergrößerten Hämorrhoiden mit einem Proktoskop an und stülpt dann ein kleines Gummiband darüber, welches dafür sorgt, dass die Durchblutung der Hämorrhoiden unterbunden wird. Nach wenigen Tagen stirbt das Gewebe ab und der Patient scheidet es mit samt des Ringes über den Stuhlgang aus. Nebenwirkungen sind unter anderem Stuhldrang oder ein leichtes Fremdkörpergefühl. Wie auch bei der Sklerosierungstherapie ist keine Narkose erforderlich, da das Verfahren weitgehend schmerzfrei ist. Nur, wenn das Gummiband unsachgemäß im Anoderm (Haut des unteren Analkanals mit sensiblen Nervenenden) gesetzt wird, kommt es zu unmittelbaren, starken Schmerzen, die sofort nachlassen, wenn das Gummiband entfernt wird.
Gummibandligatur – in diesen Fällen kommt sie nicht in Frage
- Einnahme gerinnungshemmender Medikamente
- Blutgerinnungsstörung
- Latexallergie (Gummibänder enthalten in den meisten Fällen Latex)
Hämorrhoidalleiden Wann findet eine Operation statt?
Zur OP wird meist dann geraten, wenn
- die konservative Therapie keinen Erfolg bringt,
- der Patient unter starken Blutungen leidet, die immer wieder auftreten, oder
- Hämorrhoiden 3. Grades (gleiten nicht von selbst zurück, müssen aktiv zurückgeführt werden) und 4. Grades (ein Zurückdrücken in den Analkanal ist nicht mehr möglich) vorliegen.5
Dem Chirurgen stehen
- liftende und
- entfernende
OP-Methoden zur Verfügung. Für letztere verwenden Mediziner den Begriff Hämorrhoidektomie. Eine rückenmarknahe Betäubung oder Vollnarkose ist erforderlich.
Hämorrhoiden-OPs Liftende Methoden im Überblick
Bei der Stapler-Hämorrhoidopexie nach Longo führt der Arzt ein spezielles Operationsgerät in den After ein. Im ersten Schritt wird eine kreisförmige Naht gelegt, oberhalb des Hämorrhoidenareals (sogenannte Tabaksbeutelnaht). Nun kommt ein fingerförmiges Schneid-Klammergerät (sogenannter Stapler) zum Einsatz, in den das überschüssige Schleimhautgewebe mithilfe der Naht hineingezogen wird. Der Stapler wird ausgelöst und durch dessen „Schuss“ das Hämorrhoidalgewebe entfernt. Durch die zuvor gesetzte Naht erfolgt eine „Raffung“ des übrigen Gewebes. Titanklammern heften die Schnittränder zusammen, die Blutung wird gestoppt und die Wunde geschlossen. Gegebenenfalls setzt der Operateur zusätzlich Einzelnähe, um eventuell noch vorhandene Blutungen zu stillen. Die 10 bis 15-minütige Operation6 erfolgt in der Regel in Narkose; in einigen Fällen ist eine Lokalanästhesie möglich. Da der empfindliche innere Afterkanal geschont wird, verläuft der Heilungsprozess meist ohne Beschwerden.
Eine andere Möglichkeit ist die Rekto-Anale-Pexie (RAR = engl. Rekto-Anal-Repair), die als nahezu schmerzlos gilt. Bei dieser Hämorrhoiden-OP erfasst eine Ultraschallsonde die blutführenden Arterien zu den vergrößerten Hämorrhoiden. Sind diese gefunden, schnürt der Facharzt die Gefäße mit Nähten ab, was die Blutzufuhr zu den Hämorrhoiden verringert. Es folgt eine Straffung der Schleimhaut, wodurch das vorfallende Hämorrhoidalpolster nach innen und oben gezogen wird („Lifting-Effekt“). Da hier kein Klammergerät zum Einsatz kommt, entstehen bei der Rekto-Anale-Pexie keine offenen Wunden oder damit einhergehende Blutungen. Lediglich ein leichtes Ziehen kann nach der Operation auftreten.
Schon gewusst?
Eine ebenfalls schonende Therapie ist die Laserhämorrhoidoplastie LHP™, mit deren Hilfe sich Hämorrhoiden zweiten bis vierten Grades veröden lassen.7 Nachdem der Facharzt eine Lasersonde in den Hämorrhoidalknoten eingestochen hat, werden einige Stöße Laserenergie freigesetzt und das hämorrhoidale Gewebe von innen bestahlt. Die Folge: Durch die entstandene Hitze verkleinert sich das Gewebe. Die schmerzarme Methode hinterlässt keine großflächigen Wunden, da weder Einschnitte, Nähte noch Klammern nötig sind.
Die Krankenkassen übernehmen nicht automatisch die Kosten für die LHP™, fragen Sie daher bitte im Vorfeld bei Ihrer Krankenkasse nach.
Die verschiedenen Verfahren der Hämorrhoidektomie
Bei andauernden Beschwerden oder Hämorrhoiden 3. beziehungsweise 4. Grades ist eine operative Entfernung meist unumgänglich.8 Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Milligan-Morgan und Ferguson
Bei der Operation nach Milligan-Morgan zieht der Chirurg mithilfe einer Klemme die Hämorrhoiden einzeln nach außen. Dann umsticht er das Gefäßpolster und schneidet es an dessen Ansatz heraus. Vorab muss jedoch sichergestellt sein, dass bei diesem operativen Eingriff der Schließmuskel (Sphinkter) nicht verletzt wird. Deshalb unterspritzt der Facharzt die Hämorrhoidalknoten mit einer Kochsalzlösung, woraufhin diese deutlich anschwellen. Nach erfolgter Operation wird die Wunde nicht genäht – daher auch der Name „offene Hämorrhoidektomie“. Vorteil dieser ist, dass das Hämorrhoidalgewebe vernarbt und sich nicht mehr so schnell vergrößert.
Als Erweiterung dieses Verfahrens gilt die Methode nach Ferguson. Dabei handelt es sich um eine geschlossene Hämorrhoidektomie, bei der – wie der Name bereits verrät – die Wunde im Anschluss an den Eingriff zugenäht wird. Der Vorteil: schneller abklingende Wundschmerzen. Dem steht jedoch das Risiko einer vernarbten Afterenge gegenüber.
Generell sollten die Beschwerden nach einer operativen Entfernung nach circa 10 bis 14 Tagen nachlassen.5 Bitte scheuen Sie sich ansonsten nicht, noch einmal das Gespräch mit Ihrem behandelnden Arzt zu suchen.
Parks
Bei ausgedehnten Hämorrhoiden vierten Grades kommt vorrangig die Operation nach Parks (submuköse Hämorrhoidektomie) zum Einsatz. In der Analschleimhaut erfolgt die Schnittführung in Form eines „Y“. Nach Freilegung der Gefäßpolsters werden diese unter der Schleimhaut entfernt – daher auch der Name submukös, was „unterhalb der Schleimhaut“ bedeutet. Der Chirurg unterbindet zuführende Gefäße und vernäht die Wunde im Anschluss T-förmig. Das Verfahren nach Parks gilt als gering schmerzhaft und weist eine schnelle Wundheilung auf.
Fansler-Arnold
Ein weiteres Verfahren ist das nach Fansler-Arnold, das bei Hämorrhoiden vierten Grades mit erheblichen Beschwerden Anwendung findet. Der zeitlich aufwendige Eingriff hat einen plastischen Charakter, weshalb er auch als rekonstruktive Hämorrhoidektomie bezeichnet wird. Während der Operation nimmt der Arzt einen Einschnitt in die sensible Analhaut vor, wobei ein Hautlappen entsteht, den er nach außen präpariert. Anschließend entfernt er die darunterliegenden Hämorrhoiden sowie zuführende Blutgefäße, klappt die Hautlappen zurück und verschließt die Wunde.
Komplikationen nicht auszuschließen
Im Rahmen von operativen Verfahren kann es beispielsweise zu (Nach-)Blutungen oder Infektionen kommen, aber auch Stuhlinkontinenz ist möglich, wenn der Schließmuskel verletzt wurde. Daher wird in der Regel versucht, auf minimal-invasive Behandlungen zurückzugreifen – sprich solche, die ein möglichst geringes Verletzungsrisiko für Haut und Weichteile aufweisen.
Letztendlich erfolgt die Wahl des Verfahrens in Abhängigkeit
- des Hämorrhoiden-Grades,
- vorliegender Beschwerden und
- persönlicher Präferenzen des Betroffenen.
Welche Therapie sich eignet, bespricht der Arzt zusammen mit seinem Patienten.
Hämorrhoidektomie – diese Erkrankungen sprechen dagegen
- lokal entzündliche Veränderungen wie Abszesse (abgekapselte Eiteransammlung)
- Morbus Crohn (chronisch-entzündliche Darmerkrankung)
- geschwächtes Immunsystem
- Gerinnungsstörungen
- portale Hypertension (erhöhter Druck in der Pfortader, die zur Leber führt; Komplikation bei Lebererkrankungen)
Hämorrhoiden-Operation Die Zeit danach
Unabhängig vom gewählten Verfahren ist es wichtig, dass Patienten im Anschluss an die Hämorrhoiden-Operation auf eine gründliche und sanfte Hygiene achten. Statt Toilettenpapier nach dem Stuhlgang zu verwenden, hat sich Abduschen mit lauwarmem Wasser bewährt. Der Wasserstrahl sollte nicht zu stark sein. Anschließend tupft der Patient den Po mit einem weichen Handtuch trocken.
Und auch sonst gibt es ein paar Tipps, die Patienten nach einer Hämorrhoiden-OP beachten können:
- Eine ballaststoffreiche Ernährung und ausreichend Flüssigkeit hilft, den Stuhlgang zu erleichtern.
- Auf Abführmittel verzichten Betroffene besser, denn ein allzu weicher Stuhl kann die Wunde verunreinigen.
- Baumwollunterwäsche ist zu bevorzugen. Sie ist luftdurchlässig, trägt zur Wundheilung bei und kann bei hohen Temperaturen gewaschen werden.
- Je nach Befund und gewählter OP-Methode stellt der Arzt eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für ein bis drei Wochen aus.9 Patienten sollten diese Zeit nutzen, um sich zu schonen.
- Ärzte raten, mindestens vier Wochen zwischen Hämorrhoiden-Operation und der nächsten Fernreise verstreichen zu lassen.10 Denn: Während des Fluges können durch die Druckverhältnisse an Bord Blutgefäße platzen – Blutungen sind die Folge.
- Auch beim Thema Sport empfiehlt es sich, einen Gang zurückzuschalten, um Blutungen oder Schmerzen zu vermeiden. Wann Sie wieder mit der ersten Trainingseinheit starten können, besprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Proktologen.
Bitte halten Sie auch Ihre Termine zur ärztlichen Nachkontrolle ein.