Wie kommt es zu einem Darmverschluss?
Der Darmverschluss zählt zu den risikoreichsten Krankheitsbildern im Magen-Darm-Trakt überhaupt. Ist der Transport des Nahrungsbreis durch den Verdauungstrakt nicht mehr möglich, entspricht dies einem Notfall. Aber was genau sind die Ursachen eines Darmverschlusses?
Es werden zwei Varianten des Darmverschlusses unterschieden:
- Beim mechanischen Ileus sorgt ein Hindernis (beispielsweise Tumor) dafür, dass der Darmdurchgang verengt ist.
- Der funktionelle Ileus hingegen entsteht wegen einer Lähmung der Darmmuskulatur.
Die beiden Störungen können auch als Mischform auftreten.
Ein mechanischer Ileus bewirkt häufig auch eine Darmlähmung. Der Grund: Besteht ein Hindernis, strengt sich der Darm noch mehr an, um den Nahrungsbrei durchzudrücken. Mit der Zeit ermüden die Muskeln und der Darm stellt seine Tätigkeit ein.
Subileus vs. Ileus – was ist der Unterschied?
Der Subileus ist eine Vorstufe zu einem vollständigen Darmverschluss (Ileus). Der Darm transportiert seinen Inhalt eingeschränkt weiter. Es bildet sich ein Rückstau, weshalb Übelkeit und Völlegefühl häufige Anzeichen sind.
Der mechanische Darmverschluss
Bei einem mechanischen Darmverschluss wird die Darmpassage behindert oder der Darm abgeknickt. Der Ort des Hindernisses kann sowohl im Dünn- als auch im Dickdarm liegen.
Befindet sich die Ursache des mechanischen Darmverschlusses im Dünndarm, ist dieser in 75 Prozent auf eine vorangegangene Bauchoperation zurückzuführen (Verwachsungen oder narbige Stränge entwickeln sich). In etwa fünf Prozent der Fälle verengen sie den Durchmesser des Darms so stark, dass die Darmpassage komplett zum Stillstand kommt.2
Liegt die Ursache des Darmverschlusses hingegen im Dickdarm, ist häufig ein Tumor wie Darmkrebs der Auslöser. Dieser drückt von außen einen Darmabschnitt zusammen.
Daneben gibt es noch eine Vielzahl weiterer mechanischer Ursachen, die bei Darmverschlüssen infrage kommen. Das sind beispielsweise:
- Bauchwandbrüche (Hernien): Ein Bauchwandbruch – beispielsweise Leistenbruch – führt bei schweren Komplikationen, wenn der Darm eingeklemmt wird, zu einem Darmverschluss.
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Auch bei Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Divertikulitis besteht die Gefahr eines Darmverschlusses aufgrund von entzündlich bedingten Verengungen wie Fisteln oder Abszessen.
- Eingeklemmte Fremdkörper: Dazu gehören Kotsteine oder Gallensteine. Bei einer akuten Gallenblasenentzündung ist es beispielsweise möglich, dass Gallensteine in den Dünndarm gelangen und den Weitertransport des Darminhalts blockieren.
- Darmeinstülpungen: Eine akute Darmerkrankung, die vorwiegend bei Kleinkindern auftritt, ist die sogenannte Invagination. Merkmal dieser ernsthaften Erkrankung ist die Einstülpung von mehreren Darmteilen. Die Versorgung mit Blut und Sauerstoff wird durch das Abklemmen bestimmter Teile knapp. Ein Darmverschluss ist die Folge.
Weitere Ursachen für einen mechanischen Darmverschluss können Gefäßmissbildungen, Kotstauungen oder die Verengung von Organen (zum Beispiel eine Verengung des Enddarms nach Bestrahlung) sein. Durch diese Hindernisse entsteht dann möglicherweise der Strangulationsileus.
Der funktionell-paralytische Ileus
Bei dieser Form des Darmverschlusses ist eine Lähmung (Paralyse) der Darmmuskulatur die Ursache. Normalerweise befördert der Dickdarm den Darminhalt mit kräftigen, rhythmischen Bewegungen in Richtung Darmausgang. Tut er das nicht mehr, staut sich der Darminhalt und die Darmwand kann teilweise reißen. Ist diese beschädigt, kann sich der Darminhalt (inklusive Bakterien) den Weg durch die Darmwand in den Bauchraum bahnen. Dadurch kann unter Umständen eine Bauchfellentzündung entstehen.
Folgende Ursachen bewirken unter Umständen einen funktionell-paralytischen Darmverschluss:
- Erkrankungen im Bauchraum (zum Beispiel eine Bauchfellentzündung, Blinddarmentzündung oder Bauchspeicheldrüsenentzündung)
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankung (zum Beispiel Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa)
- Gefäßverschluss (Strangulationsileus): Der Verschluss von Blutgefäßen innerhalb der Darmwand oder von Blutgefäßen, die den Darm versorgen, mindert ebenfalls die Darmbewegung.
- Wurmbefall oder Bleivergiftung: Auch Würmer oder Blei können zu einer Unterform des paralytischen Darmverschlusses, dem spastischen Darmverschluss führen.
- Störung des Elektrolythaushalts: Durch dauerhafte Fehlernährung entsteht beispielsweise ein Kaliummangel, der zu einer Verlangsamung der Darmbewegung führt.
Einige Patienten leiden nach einer Operation im Magenbereich an einer vorübergehenden Beeinträchtigung der Darmaktivität (Motilität). Der Grund ist eine Fehlsteuerung des Nervensystems. Warum dieses nach einer Operation falsche Signale sendet, ist noch nicht abschließend geklärt. Normalerweise ist dieses Phänomen aber nicht besorgniserregend. Die Darmtätigkeit normalisiert sich nach ein bis zwei Tagen wieder. Besteht die Lähmung über einen längeren Zeitraum fort, muss der Arzt die Ursache abklären.
Auch einige Medikamente beeinflussen die Darmtätigkeit. Zu diesen zählen Opiate, Parkinsonmedikamente und einige Antidepressiva.
Darmverschluss bei Babys
Bei Neugeborenen können angeborene Fehlbildungen zu einem Darmverschluss führen. Diese müssen operiert werden. Außerdem kann der erste Stuhl des Babys (Kindspech) den Darm verstopfen und einen Darmverschluss verursachen.
Aufgrund der starken Bauchschmerzen schreien Babys, die an einem Darmverschluss leiden heftig. Zudem haben die Säuglinge meist gar keinen Stuhlgang oder aber der Stuhlgang des Kindes ist mit Schleim oder Blut durchsetzt. Häufiges Erbrechen und Fieber sind weitere Symptome, die mit dem Darmverschluss einhergehen können.
Symptome eines Darmverschlusses rechtzeitig erkennen
Bei einem mechanischen Darmverschluss (Ileus) wird der Transport des Darminhalts behindert. Das passiert beispielsweise, wenn Fremdkörper oder Verwachsungen den Darm blockieren. In der Folge kommt es zu unterschiedlichen Beschwerden - unter anderem ist dies von der Lage des Verschlusses abhängig:
- Liegt die Ursache im Dünndarm, kommt es in der Regel zu plötzlich auftretenden und heftigen Symptomen. Patienten klagen vor allem über starke Beschwerden im Bereich des Bauchnabels. Die krampfartigen Schmerzen werden ausgelöst, weil der Darm mit aller Kraft versucht, das Hindernis zu überwinden. Ebenso typisch für einen Verschluss im Dünndarm ist Übelkeit und häufiges Erbrechen. Zu Verstopfung kommt es meist erst im späteren Verlauf.
- Bei einem mechanischen Darmverschluss im Dickdarm ist Erbrechen eher selten. Typisch ist hingegen ein Stuhl- und Windverhalt. Dies deutet darauf hin, dass die Blockade den Darm komplett verschließt, was zu einer erheblichen Gasansammlung und einem stark aufgeblähten Bauch (Blähbauch) führt. Ein Verschluss im Dickdarm entwickelt sich in der Regel schleichend.
Begleitend kann auch hohes Fieber (ab 39,1 Grad Celsius) hinzukommen.1
Notfall: Darmverschluss
Ein Darmverschluss stellt für den Patienten eine lebensbedrohliche Situation dar. Das Sterblichkeitsrisiko liegt bei 10 bis 25 Prozent und steigt, je später mit der Behandlung begonnen wird.2 Wird bei einem Ileus nicht sofort reagiert, kann es in der Folge zu einem Darmriss und einer Sepsis (Blutvergiftung) kommen.
Aber auch eine Lähmung der Darmtätigkeit – paralytischer Ileus genannt – führt zu einem Darmverschluss. Dabei kommt der Transport des Darminhalts zum Erliegen, was zu einem mäßigen Dauerschmerz im Unterbauch führt. Der Bauch ist zunächst weich, dann gebläht und schließlich sehr hart. Ein solch angespannter Bauch – Mediziner sprechen auch von einem Trommelbauch – kann neben dem Darmverschluss auch ein Hinweis auf eine Bauchfellentzündung sein, die umgehend behandelt werden muss.
Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen sind ebenfalls typische Symptome.
Durchfall bei Darmverschluss?
Durchfall gehört nicht zu den typischen Symptomen bei Darmverschluss. Im Gegenteil: Durch den gestoppten Transport des Nahrungsbreis haben Betroffene in der Regel keinen Stuhlgang. Bei einem teilweisen Darmverschluss (Subileus), der Vorbote des vollständigen Verschlusses, kann Durchfall jedoch durchaus ein Symptom sein. Ist eine Engstelle vorhanden, erhöht der Darm seine Muskelaktivität, um den Inhalt durchzuquetschen. Er entzieht dem Nahrungsbrei jedoch nicht mehr genügend Flüssigkeit. Dünnflüssiger Stuhl ist die Folge.
Diagnose Darmverschluss: Das macht der Arzt
Die beschriebenen Symptome sind für den Arzt ein erster Anhaltspunkt, ob ein Darmverschluss vorliegt oder nicht. Zusätzlich befragt der Arzt den Patienten nach dessen Krankheitsgeschichte. Insbesondere vorausgegangene Operationen am Bauch liefern unter Umständen Hinweise auf die Ursache der Beschwerden.
Danach tastet der Mediziner den Bauch ab und untersucht, ob dieser hart und angespannt ist oder ob sich Knoten erfühlen lassen. Aufschlussreiche Erkenntnisse bei Verdacht auf einen Darmverschluss bietet auch das Abhören mittels Stethoskop:
- Handelt es sich um einen mechanischen Darmverschluss, sind laute, spritzende Darmgeräusche oberhalb des Verschlusses feststellbar.
- Bei einem paralytischen Darmverschluss nimmt der Arzt überhaupt keine Geräusche wahr. Die fehlenden Darmgeräusche werden auch als „Totenstille“ bezeichnet. Die Darmbewegung ist vollständig zum Erliegen gekommen.
Ergänzend können Blutuntersuchungen durchgeführt werden, um Hinweise auf Entzündungen oder Infektionen zu erhalten, die den Zustand des Patienten weiter eingrenzen.
Bildgebende Verfahren wie Ultraschalluntersuchungen oder Röntgenaufnahmen stellen weitere Diagnosemöglichkeiten des Arztes dar. Fachärzte favorisieren insbesondere Untersuchungen per Ultraschall, weil sie schnelle Ergebnisse liefern. Auch Magen-Darm-Spiegelungen werden hin und wieder eingesetzt, um die Anzeichen eines Darmverschlusses zu überprüfen.
Dem Arzt ist es jedoch nicht immer möglich, die genaue Ursache des Darmverschlusses festzustellen. Manchmal kommt diese erst während der Operation zum Vorschein.
Volvulus: Darmverschlingungen oder -verdrehungen
Eine Stauung im Verdauungstrakt kann ebenfalls durch eine Dünn- oder Dickdarmverschlingung oder -verdrehung entstehen. Die Verdrehung, der sogenannte Volvulus, schränkt die Blutversorgung zum betroffenen Abschnitt des Verdauungstraktes ein. Im Dünndarm ist sie meist auf eine angeborene Störung zurückzuführen. Bei Babys kommt ein Volvulus wesentlich häufiger vor als bei Erwachsenen.
Behandlung des Darmverschlusses: Operation oder Medikamente?
Ein Darmverschluss ist eine Notfallsituation, die eine sofortige Behandlung erfordert. Dabei muss nicht immer eine Operation bei einem Darmverschluss durchgeführt werden. In einigen Fällen (bei einer Lähmung der Darmmuskulatur) kann eine konservative Therapie mit Medikamenten genügen.
Wie verläuft die Operation bei einem Darmverschluss?
Vor der Operation bekommt der Patient Antibiotika, Flüssigkeit und Elektrolyte per Infusion verabreicht. Antibiotika deshalb, um eine mögliche Infektion mit Darmbakterien, die bei dem chirurgischen Eingriff in den Bauchraum gelangen können, vorzubeugen.
Danach versetzt der Anästhesist den Patienten in Vollnarkose und saugt mit einer Magensonde, einem kleinen Schlauch, der durch Mund oder Nase geschoben wird, den Magen leer. Nun öffnet der Chirurg per Längsschnitt den Bauch, um an den Ort des Verschlusses zu gelangen. Je nach Ursache des Hindernisses löst er Verwachsungen oder Verdrehungen, entfernt Fremdkörper oder schneidet krankheitsbedingte Auswucherungen wie Tumore heraus.
Nach der Operation muss sich der Darm erst wieder erholen und ganz langsam an die Nahrungsaufnahme gewöhnen. Bis zu fünf Tage wird der Patient über einen Tropf ernährt und dann nach und nach an feste Nahrung herangeführt. Der Operierte bekommt in der Regel als erstes Tees und Suppen sowie andere leicht verdauliche Kost.
Wie lange dauert der Krankenhausaufenthalt?
Wie lange ein Patient im Krankenhaus bleiben muss, hängt von der individuellen Genesung ab. Auch nach der Entlassung sollten Operierte sich noch eine gewisse Zeit schonen und mit körperlich anstrengenden Tätigkeiten warten, bis die Operationswunde komplett verheilt ist.
Komplikationen bei einer Darmverschluss-Operation
Das Risiko der Darmverschluss-OP ist abhängig vom Umfang des Eingriffes. Muss der Chirurg mehr Gewebe oder ganze Darmabschnitte entfernen, ist dementsprechend auch das Risiko erhöht.
Wie bei jeder größeren Operation im Bauchbereich können folgende Komplikationen auftreten:
- Verletzungen anderer Organe und Nerven
- Wundinfektion (Entzündung der Wunde durch Bakterien)
- Blutvergiftung (Erreger gelangen in den Blutkreislauf)
- Aufreißen der Naht
- Entzündung des Bauchfells (durch das Eindringen von Darminhalt in die Bauchhöhle)
- Absterben von Teilen des Darms
Häufig bilden sich infolge einer Operation auch Verwachsungen, die wiederum einen Darmverschluss auslösen können. Aus diesem Grund empfehlen Mediziner diesen Patienten, besonders auf typische Darmverschluss-Anzeichen zu achten.
Darmverschluss mit Medikamenten behandeln
Im Vergleich zu der mechanischen Ursache des Verschlusses steht bei einem paralytischen Darmverschluss die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung im Vordergrund. Da auch Medikamente eine Darmlähmung bewirken können, erfragt der Arzt zunächst, welche Arzneistoffe der Patient einnimmt. Eventuell kann bereits das Absetzen bestimmter Wirkstoffe zu einer Verbesserung führen.
Medikamente sind jedoch nicht nur potenzielle Verursacher eines paralytischen Darmverschlusses, sondern werden auch zur Behandlung eingesetzt. Dabei verabreicht der Arzt vor allem Arzneimittel, die die Darmbewegung wieder fördern (Prokinetika), eine anregende Wirkung auf den Darm haben und die ausgefallene Motorik wieder zum Laufen bringen. Zudem bekommt der Patient krampflösende Mittel und Schmerzmittel.
Darmverschluss: Wie vorbeugen?
Um sich die ganzen Behandlungen eines Darmverschlusses zu ersparen, wäre es da nicht am besten, durch eine geeignete Vorbeugung erst gar keinen zu bekommen? Das stimmt zwar, ist aber leider nur bedingt möglich.
Allerdings können folgende Maßnahmen das Risiko für einen Darmverschluss reduzieren:
- Ballaststoffreiche Ernährung: Ballaststoffe, zum Beispiel enthalten in Gemüse, fördern die Verdauung und wirken Verstopfungen entgegen. Dafür ist aber auch ausreichendes Trinken (mindestens 1,5 Liter pro Tag) notwendig, damit die Ballaststoffe aufquellen können.4
- Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität fördert die Darmbewegung und kann so das Risiko eines Darmverschlusses verringern.
- Vorsicht bei Medikamenten: Bestimmte Medikamente, insbesondere Opiate und einige Antidepressiva, können die Darmfunktion beeinträchtigen. Regelmäßige Überprüfung der Medikation mit dem Arzt kann hilfreich sein.
- Früherkennung und Kontrolle: Personen mit einer Vorgeschichte von Bauchoperationen oder entzündlichen Darmerkrankungen sollten regelmäßige ärztliche Kontrollen durchführen lassen, um frühzeitig potenzielle Probleme zu erkennen.
Häufig gestellte Fragen zum Darmverschluss
Ein Darmverschluss macht sich durch starke, krampfartige Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, einen aufgeblähten Bauch und ausbleibenden Stuhlgang bemerkbar.
Ein Darmverschluss ist ein Notfall, bei dem sofort ein Arzt aufgesucht werden muss, da er unbehandelt lebensbedrohlich sein kann.
Ein Darmverschluss löst sich in der Regel nicht von selbst und erfordert medizinische Behandlung. Je nach Ursache können Medikamente helfen oder ein operativer Eingriff.
Leider ist es nicht möglich, einem Darmverschluss vollständig vorzubeugen. Allerdings können eine ausgewogene Ernährung mit vielen Ballaststoffen, regelmäßige Bewegung und die rechtzeitige Behandlung von Darmerkrankungen das Risiko eines Darmverschlusses verringern.